Wer mir bei Instagram oder facebook folgt, bemerkt schnell, dass ich einen Großteil meines Privatlebens mit der Öffentlichkeit über meine storys teile.
Ich verbinde mich über diesen Kanal mit meinen Familienmitgliedern, welche nicht in meiner Nähe wohnen und ich liebe es, wenn auch ich ein paar tägliche Lebenzeichen meiner Lieblingsmenschen über socialmedia erhaschen kann.
Da ich eine sehr spontane und emotionale Persönlichkeit bin, gibt es natürlich auch Beiträge von mir, welche nicht immer hundertprozentig perfekt sind. Diese storys dürfen gelegentlich gerne auch mal etwas übers Ziel hinausschießen und meine Natürlichkeit widerspiegeln. Gestellte Fotos oder Videos mit Filter gibt es genug auf diesen Kanälen und irgendwie finde ich es lächerlich, mich mit der Haut einer Zwanzigjährigen zu präsentieren, obwohl ich schon über die fünfzig Jahre zählen darf.
Meine letzte Instagram Story zeigt einen kurzen Auszug meiner Seelenverbindung, über die ich heute schreiben werde. Sie gehört schon seit Jahren zu meiner Familie. Und aus diesem angeheirateten Familienmitglied entwickelte sich eine Art Seelenverwandschaft – nein – eigentlich war diese Verbindung von Beginn an gegenwärtig. Innerlich wehrte ich mich nur lange Zeit dagegen.
Im Sommer 2006 sollte ich sie zum ersten Mal sehen. Ich war damals tierisch aufgeregt, überlegte, was ich anziehen soll und wie ich ihr gegenübertreten werde. Auch wenn ich heute nicht mehr genau weiß, aus welchem Grund wir vor ihrem Haus hielten und klingelten, so kann ich diesen Augenblick nicht vergessen. Wir sahen uns an, begrüßten uns und ich hörte mich sie fragen, ob ich sie in den Arm nehmen darf. Ja wirklich – ich fragte sie tatsächlich, ob ich sie umarmen darf. Sie stimmte zu und sagte mir während dieser herzlichen Umarmung, wie dankbar sie sei, dass ich ihr ihren Partner nun abgenommen habe. Heute weiß ich genau, was sie damals meinte und heute kann ich es auch nachempfinden, was sie innerlich wohl fühlen musste.
Um so mehr ziehe ich meinen Hut vor ihr. All die Jahre pflegte sie ein friedliches Verhältnis zu unserem heutigen Expartner, zu unseren Kindern, zu unseren mitgebrachten Familienmitgliedern und zu unseren Freunden.
Ich zweifelte oft und stolperte immer wieder über den sich wiederholenden Satz: „Sie ist eine ganz Liebe. Glaub mir! Sie denkt nichts Schlechtes!“ Lange suchte ich nach dem versteckten Haken. Lange Zeit konnte ich mir es nicht vorstellen, dass sich eine Person in keinster Weise von negativen Emotionen leiten lässt. Lange Zeit gärte in mir eine gewisse Eifersucht.
Denn anfangs wollte ich nicht diese enge Verbindung und hatte sowieso mit unserer ganzen Familienkonstellation zu kämpfen. Ich wollte auch nicht verglichen werden, stellte mich jedoch der Herausforderung, indem wir unser Haus, eine Straße weiter bauen ließen. Der Vater unserer Kinder bestand darauf. Wenn er bauen würde, dann nur in der Nähe seiner geliebten Tochter!
Meine Lebenslektion sollte es sein, mit dieser besonderen und innigen Liebe umzugehen. Die Zaubermaus stellte immer wieder alles in den Schatten und erinnerte mich sehr häufig an mich selbst, als ich noch ein Teenager war. Nur war sie noch liebevoller und sozialer. Wie sehr hätte ich mir manchmal ein Leben, nur mit meiner eigenen, kleinen Familie gewünscht– ohne jegliche Einflüsse von außen.
Vor allem kappte ich im Gegenzug all meine Verbindungen zur Vergangenheit, stellte sogar meine großen Kinder aus erster Ehe hinten an, um eine Harmonie zu meinem Partner herzustellen.
Heute weiß ich, dass genau diese Entwicklung der falsche Weg war. Er hat keine Ahnung, was die damaligen Lebensumstände emotional mit mir und meiner Seele anrichteten. An dieser Stelle möchte ich wiederholt betonen, dass mein Verhalten nicht von meinem Expartner gefordert wurde. Ich dachte nur, dass ich ihm mit meinen Veränderungen näher kommen könnte.
Es vergingen die Jahre. Jahre voller prägenden Ereignissen.
Zwischen der Mutter seiner Tochter und mir wuchs eine Verbindung, welche sich emotional nur schwer aus der Vogelperspektive beschreiben lässt. Daher wechsele ich nun in einen persönlichen Brief.
„Meine liebe Seelenverwandte,
wenn ich tief durchatme und vor meinem inneren Auge über dein Gesicht in dein Herz blicke, sehe ich unglaublich viel.
Ich sehe eine liebevolle Frau, eine unermüdliche Wegbegleiterin, eine sich fast aufopfernde Mutter, eine kleine Partymaus, eine tiefgläubige Seele, eine verbundene Zuhörerin und eine durch und durch hilfsbereite Person. Ja – ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, ein voller Liebe erfüllter Engel ohne Flügel.
Wir verstehen uns, ohne etwas zu sagen. Wir pflegen eine zwischenmenschliche Beziehung, welche nicht von ständigem sich Treffen oder sich Melden geprägt ist. Wir haben unglaublich viele Parallelen, welche uns verbinden. Es beginnt mit der gleichen Narbe, welche unser Kinn ziert. Wir waren beide die jüngsten Familienmitglieder in unseren Ursprungsfamilien, welche schnell in die Erwachsenenrolle schlüpfen mussten. Wir erlebten die gleichen emotionalen Höhen und Tiefen einer intensiven Liebesbeziehung, wir sind beide sehr feinfühlige Wesen und schätzen sämtliche Geschöpfe unserer Erde.
Aber was uns am stärksten zusammenschweißte, waren die Erfahrungen im Umgang mit Menschen, deren Seele aus dem Gleichgewicht gerät.
Ich kann es kaum in Worte fassen, wie dankbar ich dir bin. Du warst bei mir, als es mir psychisch sehr schlecht ging. Du standst immer wieder vor meiner Tür und hast mich gefragt, was ich brauche. Du hast mich in den Arm genommen, mich getröstet und in meiner Verwirrtheit ein Stück weit getragen. Du hast dich um mich gesorgt, mit mir geweint, dir meine Verzweiflung angehört. Du hast mich nicht gemieden oder einen Bogen um mich gemacht, wie so manch andere(r) in meinem Umfeld. Du hast mir beigestanden.
Und du warst in dieser schwersten Lebensphase für meine Jungs da und hast sie abgelenkt und sie ermutigt, dass doch alles wieder gut werden wird. Du hast dich sogar um meine Hündin gekümmert und hättest sie sogar fast für immer bei euch aufgenommen. Du wirst jetzt sagen, dass du das doch alles nicht allein gemacht hast. Natürlich hattest du deine Unterstützer. Aber um die geht es mir heute nicht. Denn heute ist es an der Zeit – DICH zu würdigen. Das passiert sowieso viel zu selten.
Wenn ich mich mal bei dir ausgekotzt habe, bist du nicht in den Zug der Lästerei eingestiegen, sondern hast um Verständnis und Mitgefühl geworben. Mit dir zu reden, zu lachen und vor allem mit dir zu weinen ist für mich immer wieder eine berührende Erfahrung. Wir schwingen mental auf derselben Welle und verstehen uns blind.
Weißt du, auch wenn wir uns vielleicht irgendwann durch veränderte Lebensumstände wieder voneinander entfernen sollten, so weiß ich, dass wir immer im Geiste miteinander verbunden sein werden.
Heute möchte ich dir einfach sagen, wie sehr du mir gerade in den letzten beiden Jahren ans Herz gewachsen bist.
Genau heute vor zwei Jahren, bist du als Spiegel meiner selbst vor mir gesessen und ich durfte einem wichtigen, kurzen Dialog lauschen, der mir die Augen öffnete.
Ich freue mich auf weitere Augenblicke mit dir, welche sich in mein Tagebuch der Erinnerungen einprägen werden.
Ich erlebte dich bisher nicht nur als verbindliche Persönlichkeit, auf die ich mich verlassen konnte. Ich erlebe dich auch in der Gegenwart als verbindend.
Du bist die Verbindung zu unserer gemeinsamen Patch-Work-Familie, die selbst nach der Trennung noch weiter bestehen darf.
Du bist die Verbindung zum Glauben, dessen Pflege mir lange Zeit verloren ging.
Du bist die Verbindung zu unseren Entschlafenen.
Du bist die Verbindung zu einem Teil von mir selbst, meines Spiegels, in meiner Seele.
Ich wünsche Dir, dass du weiterhin geliebt wirst und ich wünsche Dir, dass Dich Deine Mitmenschen schätzen und deine großartigen Wesenszüge nicht ausnützen.
Ich wünsche Dir Kraft und Stärke und ich wünsche Dir, dass Du Deinen tiefliegenden Sehnsüchten folgen darfst.
Ich umarme Dich!
Deine mum and more“