Zaghaft und vorsichtig taste ich mich wieder an das Schreiben heran. Wie soll ich beginnen? Wenn ich auf mein, ziemlich genau auf den Tag, vergangenes Jahr zurückblicke, fällt es mir nicht leicht, die richtigen Worte zu finden.
Bis auf ein paar wenige Rezepte oder small talk Beiträge auf Instagram, habe ich nicht viel hinterlassen. Ich war lange Zeit völlig blockiert und nicht fähig, meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, geschweige denn, leichtfüßig durchs Leben zu tanzen. Was ist passiert?
Wenn ich es bildlich beschreiben darf, wirbelte ein Hurikan mächtigen Ausmaßes durch meine innere Mitte und riss mich völlig aus dem Gleichgewicht. Ich verpasste den Zeitpunkt, mich rechtzeitig in Sicherheit zu begeben, mich selbst zu schützen und nahm sämtliche Signale meines Körpers nicht ernst. Ich verlor jegliche Kontrolle.
Wie oft habe ich in meinem Blog beschrieben, wie wichtig Entspannungsphasen, Inseln der Ruhe und Auszeiten sind? Nicht nur um wieder zu sich selbst zu finden, sondern auch um dem allgemeinen Alltagswahnsinn zu entfliehen. Mit der Annahme, dass ich doch ausreichend für mich selbst sorgte, lag ich wohl gänzlich falsch.
Mein geschnürtes Gesamtpaket aus Vollzeitjob, Familie, Haus mit Garten, meine selbst gewählten Hobbys, wie Sport, das Schreiben und die Hobbyimkerei zwangen mich letztendlich in die Knie. Oft ließ ich unbemerkt den angesammelten Unmut an meinen Lieben aus, die völlig ahnungslos von meiner Stresswelle überrollt wurden und nicht wussten, wie ihnen geschieht. Irgendwann betrachtete ich all diese Dinge, welche mir doch eigentlich Spaß bereiten sollten, nur noch als Pflichtprogramm. Ich funktionierte Tag aus, Tag ein und belog mich selbst, indem ich mir vormachte, das alles um mich herum, so wie es ist, doch in Ordnung sei.
Die größte Gefahr, sich selbst und den anderen aus den Augen zu verlieren, wollte ich partout nicht wahrhaben. Und die bittere Erkenntnis, dass der Zeitpunkt verstrichen ist, schmerzte mich ganz besonders. Es war zu spät, um Situationen zu ändern, Fehler wieder gut zu machen oder geliebten Familienmenschen auf gewohnte Art und Weise nahe sein zu dürfen. Die Reset-Taste irreparabel – defekt.
Mir war so, als wenn ich mich eine gefühlte Ewigkeit im Inneren einer Käseglocke befand und sich die Welt da draußen weiterdrehte, ich aber jedoch keinerlei Einfluss darauf nehmen konnte. Ich sah wie betäubt zu, wie alles seinen Lauf nahm und taumelte wie betrunken zwischen Zweifel und Zuversicht hin und her.
Heute weiß ich, das jede mir leer erscheinende Woche, die verging, wichtig und richtig war. Wenn es auch schwierig war, meinen Job für eine Zeit lang zu vergessen und auf dessen Einnahmen zu verzichten. Wenn es auch unglaublich traurig war, die Hochzeiten meiner Freundinnen nicht oder nur teilweise erleben zu dürfen. Wenn es mich auch immer noch mit Schmerz erfüllt, dass ich nicht bei meinem Vater sein konnte, als es ihm immer schlechter ging. Und wenn ich auch einige Veränderungen nur schwer bis gar nicht akzeptieren konnte, so weiß ich tief in meinem Inneren, das alles, wie es ist, richtig ist.
Denn…
Manchmal ist es gut, den absoluten Stillstand zu akzeptieren.
Manchmal ist es sinnvoll, sich völlig leer zu fühlen.
Manchmal ist es heilsam, nichts Neues zu beginnen.
Manchmal ist es der endlose Schmerz, der Klarheit bringt.
Manchmal ist es die Entfernung, welche uns näher bringt.
Aber immer ist es die Liebe, die unser Herz fühlen lässt, was richtig ist.
Ich werde sehen, ob und wie sich alles weiterhin ineinander fügt. Ich werde erleben, ob meine Dosierung zwischen Verzicht und Einsatz richtig gewählt war. Ich werde aus der Ferne beobachten, wie sich meine großen Kinder weiterhin ihren Lebensweg ebnen. Ich befinde mich wieder auf der Sonnenseite des Lebens, stehe wieder mittendrin im Alltagsgeschehen und freue mich über jede Möglichkeit, die unsere Familie zusammenhält.
Wir wissen heute nicht wirklich, wie unser Leben weitergehen wird. Wir können unsere Zukunft nicht vorhersehen. Aber wir dürfen früher oder später ehrfürchtig mit einem Wissensschatz an Erkenntnissen auf unser bisheriges Leben zurückblicken. Ich möchte weiterhin dankbar in die Vergangenheit blicken und zweifelsfrei zuversichtlich sein.
Und genau das wünsche ich auch euch von Herzen.
Bleibt in diesen Zeiten, auch wenn es schwer fällt, frei von Zweifeln und blickt zuversichtlich der Zukunft entgegen.
Eure mum and more
Das klingt nach einer ziemlich turbulenten Zeit. Es wirkt aber so, als hättest du diese Herausforderungen gut annehmen und akzeptieren können.
Ich hoffe, es geht dir gut! Liebe Grüße, Simone
LikeGefällt 1 Person
Ich danke dir. Ja es geht mir wieder gut und ich werde alles dafür tun das es auch so bleibt.🌈
LikeGefällt 1 Person
sehr schöne worte… ich glaube, die letzten monate machen mit allen von uns sehr viel, nur grund und umgang sind verschieden.
LikeGefällt 1 Person