(Frei) RAUM schaffen!

Könnt ihr euch noch an meinen Beitrag (Befreie dich!, vom 27. Oktober 2018) erinnern, in dem ich unsere Entrümpelungsaktion beschrieb?

Im Oktober letzten Jahres räumten wir unseren Spitzboden im Dachgeschoss auf und um. Bereits beim Start wurde uns klar, das dieser nicht mal eben an einem Wochenende ausgeräumt werden kann.

Da sich unter unserem Häuschen kein Keller befindet, sammelte sich dort oben über die Jahre alles, was nicht täglich gebraucht wird. Nicht nur Dinge, wie unsere Campingausrüstung, Poolgestänge, Küchenutensilien, Werkzeug, sanitäre Ersatzteile, Nähmaschine und Zubehör, Bastelmaterial, Wintersportausrüstung, Schuhe und Kleidungsstücke der ganzen Familie, Weihnachts- und Osterdeko, Kaufladen und andere Spielsachen, an denen mein Herz hängt, wurden aufgehoben.

Auch all meine, über die Jahre gesammelten Bücher und hochwertigeren Zeitschriften fanden dort oben ihren Platz. Und eben auch die typischen „können wir bestimmt noch einmal gebrauchen – Gegenstände“ warteten vergeblich auf ihren erneuten Einsatz.

Da sich in unserem Vierraumwohnhaus wochentags auch alle Personen unserer Kindertagespflege tummeln, konnten wir seither nur von einem privaten Wohnbereich träumen, denn unsere Jüngsten zeigten uns, dass das harmonische Haltbarkeitsdatum ihres gemeinsamen Kinderzimmers endgültig abgelaufen ist.

Also räumten wir unser Schlafzimmer und gestalteten dies zum Jugendzimmer um. Die Harmonie unserer Söhne kehrte langsam zurück, doch unser Stimmungsbarometer schwankte die darauf folgenden Monate zwischen, „Es geht schon – ist ja nur vorübergehend.“, bis hin zu „Ich bin kurz vorm durchdrehen!“ und „Ich möchte davon laufen!“.

Denn wir nächtigten auf einem schmalen Ikea-Auszieh-Bett in dem Raum unserer Kindertagespflege. Wir schliefen also mittendrin in unserem Arbeitsplatz zwischen Kindermöbeln und Spielzeug aller Art und der Kitageruch verflog leider nicht mit dem Feierabend, so dass unser Gefühl für Zweisamkeit mit samt der ausgemusterten Bekleidung unseres entsorgten Kleiderschrankes ausflog. Irgendwie gab es UNS nicht mehr, denn wir funktionierten nur noch als Eltern, Tagespflegepersonen und „Kollegen“ und lebten nebeneinander her.

WIR – das Paar, standen wartend in der Abflughalle und hofften, dass der gestrichene Flieger unseres Seelenlebens doch noch irgendwann starten würde. Wir übten uns in Geduld, jene Eigenschaft, die nicht gerade zu meinen Stärke zählt.

Mit dem Ziel vor Augen vergingen einige Monate, bis sich unsere Handwerker bezüglich einer vagen Terminplanung meldeten. Seitdem die Zinssätze für Baufinanzierungen derart günstig angeboten werden, sind auch alle gut ausgebildeten Fachkräfte auf Monate im Voraus ausgebucht.

Unsere ausgewählten „Goldjungs“ kündigten sich für die Zeit nach Ostern an. Da nun eine Deadline vor uns lag, räumten wir in unserem Osterurlaub den kompletten Dachboden aus und nutzen abermals die Gelegenheit, jeden Gegenstand genau unter die Lupe zu nehmen und auszumustern.

Unsere Nachbarn fragten schmunzelnd, ob wir denn das komplette Haus ausräumen würden, da wir unsere Straße das dritte Jahr in Folge mit unserem Sperrmüllberg schmückten. Ich gebe zu, das ich in meinem Leben lieber sammelte, als es wegzuwerfen. Froh und glücklich über die Anmietung einer zusätzlichen Unterstellmöglichkeit lagerten wir die übrig gebliebene Freizeitausrüstung Kartonweise aus.

Welch ein wunderbarer Moment, als wir staunend im leergefegten Dachboden standen und durchatmend feststellten, welcher Platz uns nun zur Verfügung stehen wird. Ich saß in den letzten Jahren unzählige Male dort oben, um vor meinem geistigen Auge diesen Raum zu gestalten. Ich stellte mir immer wieder vor, wie es mal aussehen könnte und wenn ich das heutige Ergebnis betrachte, übertrifft es alle, in meinem Kopf umher schwirrenden Bilder.

Eigentlich bin ich kein Fan von Werbung über meinen Blog, ließ ich doch die Namen von Produkten oder Einzelhandel in meinen Beiträgen bisher bewusst weg, doch wenn mich jemand oder etwas begeistert und berührt, verdient dies den Platz hier bei „Zwischendrin und Mitten im Leben“.

Daher möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich beim ortsansässigen Dachdecker Zaspel bedanken.

Es hat sich gelohnt, auf freie Termine zu warten. Wir sind begeistert von der kreativen, individuellen und fachgerechten Umsetzung in diesem Gewerk.

Mit eurer Unterstützung dürfen wir seit Kurzem in einem traumhaften Familienbett schlafen, welches problemlos durch die Breite von zwei Meter achtzig, auch nachtwandelnde Kinder aufnehmen kann, ohne morgendliche Rückenschmerzen zu spüren.

Und mir persönlich wurde meine lang ersehnte Lese- und Rückzugecke wieder gegeben, welche ich seit unserem Einzug vor elf Jahren vermisse. Zwei kleine kuschelige, farblich passende Sessel laden zum verweilen ein und geben uns Gelegenheit, in die stille Welt des Schmökerns einzutauchen.

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Ich taufte unser neues Reich liebevoll:

RAUM DER RUHE UND DES FRIEDENS!

Etwaige Regelverstöße werden mit fünf Euro in die Familiensparbüchse geahndet. All die Arbeit und Mühen der letzten, langen Wochen haben sich gelohnt. Der Verzicht auf Urlaub und sonstige Wünsche, das Ausharren in unserer Stillstandbeziehung und alle unbequemen Nächte auf harten Matratzen oder dem Sofa sind nun vergessen.

Wir bereuen keineswegs die Investition von Ersparnissen und Nerven und sind froh, das wir nicht die zuerst angedachte selfmade-Variante wählten, denn diese Qualität hätten wir niemals liefern können.

Jetzt muss nur noch der Inhalt weniger Kartons ausgepackt und eingeräumt werden, um endgültig unsere Freiräume aktiv nutzen zu können.

  • (Frei) RAUM für Liebe
  • (Frei) RAUM für Kuschel- und Lesezeiten mit unseren Kindern im Familienbett
  • (Frei) RAUM für unsere Seelenausflüge

P.S.
Ich danke dir, das du geduldig meine Beitragspause abgewartet hast und mir als Leser(in) treu geblieben bist.

So sah unser Abstell-Spitzboden im Herbst letzten Jahres aus:

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