Lange habe ich mit der Veröffentlichung dieses Rezeptes gewartet, denn ich hütete es wie einen Schatz, weil damit nicht nur schöne Kindheitserinnerungen ins Leben gerufen werden, sondern weil ich dieses Rezept auf ganz besondere Art und Weise erhielt…
Hinter diesem Gericht steckt eine spirituelle Erfahrung, welche mich mit einem eindrucksvollen und mit Liebe erfüllten Gefühl verbindet.
„Monika, komm bitte essen. Es gibt dein Lieblingsgericht!“, rief mir meine Mutter aus unserer Küche zu. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und rannte erwartungsvoll die Treppen hinab. Als Kind gehörte ich keineswegs zu den Genießertypen, sondern verschlang regelrecht meine Mahlzeiten. Wenn es brühheiß serviert wurde, meckerte ich wie ein Rohrspatz, so das ich mir sofort die mir allzu bekannte Antwort anhören durfte. „Ich kann nun mal nicht kalt kochen!“
Als ich im Erwachsenenalter meine Mutter besuchte, wünschte ich mir oft diesen Graupeneintopf und weil nur meine Mutter ihn so hinbekam, fragte ich sie auch niemals nach dem Rezept.
Vielleicht hat dich auch schon deine geliebte Mama oder Oma für immer verlassen und vielleicht wünschst du dir auch das eine oder andere Leibgericht deiner Kindheit zurück, um mit dem Geschmackserlebnis in Erinnerungen schwelgen zu dürfen. Gerne möchte ich dir heute die kleine Geschichte erzählen, die sich dahinter verbirgt.
Als ich ein paar Monate, nachdem meine Mutter verstorben ist, mit dem Einkaufswagen durch die Regale schlenderte, entdeckte ich eine Packung Graupen. Ich seufzte tief und begann, wie so oft in jener Zeit, in meinen Gedanken mit ihr zu reden. „Ach, Mami – wie dumm von mir, dich niemals nach dem Rezept gefragt zu haben. Was mach ich nur? Was war da nochmal drin? Ich hab keine Ahnung.“
Ich versuchte mich daran zu erinnern, was denn alles in dieser Suppe enthalten war und sah vor meinem geistigen Auge den gefüllten Teller meiner Kindheit. „Graupen, Möhren, Kartoffeln…und die rötliche Färbung entstand durch das Tomatenmark. Und welches Fleisch war drin? Und welche Gewürze? Ach Mami – das krieg ich doch nie im Leben so hin wie du!“, beendete ich meine Gedankengänge und ging mit Tränen in den Augen an den Produktregalen entlang.
Zu Hause angekommen, stopfte ich alles in die Schränke und schob uns entmutigt eine Tiefkühlpizza in den Backofen. Ein paar Tage später stand ich vor unserem Herd und stellte mir abermals diese Frage nach der richtigen Zubereitung des Graupeneintopfes. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich fühlte mich irgendwie innerlich angeschoben, als wenn sie sagen würde: „Komm – probiere es einfach! Mit viel Liebe kann nichts schief gehen. Versuch es!“
Ich hörte mich laut sagen: „Ok Mama, wie du meinst. Hilf mir einfach und dann wird es ja vielleicht etwas!“ Wie in Trance schnippelte ich die Möhrchen, die Kartoffeln, füllte nach Gefühl den Topf mit Wasser, fügte die Gewürze hinzu und plapperte währenddessen mit meiner Mutter, als wenn sie neben mir in der Küche stehen würde. (Ich war alleine zu Hause.) 🙂
„Was meinst du? Reichen zwei Kartoffeln? Und was hattest du noch drin? Ach ja – mir fällt ein, das du Lorbeerblätter verwendet hast. Und das Frühstücksfleisch aus der Dose…“
Ich erhielt zwar keinerlei Antwort, jedoch ging mir alles so leicht von der Hand, als wenn ich diesen Eintopf schon zwanzig Mal zubereitet hätte. Nach kurzer Zeit köchelte es vor sich hin und der aufsteigende Duft erinnerte mich schon mal sehr an meine Kindheit zurück.
Als ich mir später, völlig aufgeregt den ersten Schöpflöffel aus dem Topf in meinen Suppenteller füllte und davon kostete, schauderte es mich so sehr, das ich sofort losheulen musste. Es schmeckte genauso wie damals, als ich von der Grundschule nach Hause kam und hungrig an unseren Küchentisch saß.
Ich konnte und kann es mir heute noch nicht erklären, wie das möglich ist. Ich glaube fest daran, das es eine unsichtbare Verbindung zu unseren Verstorbenen gibt, die wir so sehr lieben. Mit klarem Sachverstand lässt sich das nicht erklären. Man muss es einfach so erlebt und gefühlt haben, um es nachvollziehen zu können.
Während ich diese Zeilen so schreibe, kommen mir wieder die Tränen, weil es so unglaublich und unwirklich erscheint. Um so kostbarer ist dieser Teller mit einfachem Eintopf für mich. Mein persönliches Geschenk aus der Ferne!
Dieses Erlebnis ist nun schon über acht Jahre her. Um so mehr freut es mich, das der Graupeneintopf meiner Familie und unseren Tageskinder ebenso gut schmeckt. Denn so darf ich hin und wieder beim essen in die Rolle meiner eigenen Kindheit schlüpfen und meiner mum nahe sein.
Dies ist wirklich ein Gericht, welches heftig meine Emotionen weckt!
Zutaten:
- 3 große Kartoffeln und
- 2 Karotten schälen und in Würfel schneiden. In einen Topf mit
- 2 Liter Wasser geben und mit
- 1 gestr. TL Salz
- 1 TL Gemüsebrühe
- 60 g Tomatenmark
- 1 bis 2 Lorbeerblätter
- 1 Dose Frühstücksfleisch (gewürfelt) aufkochen lassen.
Wenn die Suppe kocht, 4 EL Graupen zufügen und danach ca. 20 Minuten auf niedriger Stufe köcheln lassen.
Das war´s schon.