In diesem Beitrag geht es nicht um das Weiterbildungsinstitut für Medizinberufe, Küchengarnituren, einen polnischen Kraftfahrzeughersteller oder gar einen Weltfussballmanager. Ich schreibe heute ganz simpel über die sinnvolle Einstellung unseres eigenen Druckminderers, den von mir priorisierten
Wohlfühl-Modus
Die Eingangs aufgezählten Erklärungen fand ich im Internet, denn bevor ich irgendeine Abkürzung für meine Beitragsüberschrift wähle, sollte ich doch wenigstens einmal nachsehen, was sich sonst noch dahinter verbirgt, bevor es nach hinten losgeht. Es könnten doch so manche Abkürzungen missverstanden werden.
Ich befinde mich auf der Rückreise einer wunderschönen Urlaubswoche aus dem Südtiroler winter wonderland und freue mich über die angenehme Zugfahrt, die mir nun endlich das Fortführen meines Blogs ermöglicht, denn eigentlich plante ich die Fertigstellung anderer Beiträge während diesen Familienurlaubes.
Allerdings widerspricht aktiver Wintersport in den Bergen den arbeitsintensiven, nächtlichen Stunden vor meinem Laptop, so das ich es nicht auf die Kette bekam, auch nur eine einzige Zeile mit offenen Augen und bei klarem Verstand zu tippen. Auf diese Weise darf ich euch nun zeitnah meine Erlebnisse berichten und verschiebe die anderen Texte auf später, denn die Entwicklungen dieser letzten Woche führten mich zu meiner aktuellen Überschrift.
Unsere Entscheidung, noch am Freitag vor Ferienbeginn loszufahren, zahlte sich in diesem Jahr besonders aus, denn so steckten wir nicht, wie viele andere Reisende in dem einzigartigen, katastrophalen Verkehrschaos am Brennerübergang fest. Wir hatten Glück, denn die nachfolgenden Züge fielen ebenfalls aus. Unsere Bahnverbindung war die letzte, welche Italien erreichen durfte.
Durch den ab Freitag einsetzenden, andauernden starken Schneefall bestand nahe der Landesgrenze Lawinengefahr und aus diesem Grund sperrte die Region ihre Staatsstraßen. Gleichzeitig rutschten in der Nacht zum Samstag mehrere mit Sommerreifen bestückte LKW ineinander und quer über die Brennerautobahn, was zu einem kilometerlangen Stau führte und eine Totalsperrung in beide Richtungen zur Folge hatte.
Für Bergungsfahrzeuge gab es kein Durchkommen und deshalb steckten alle Fahrzeuge, samt Insassen in ihren verschneiten Karosserien fest. Die Einreise, sowie auch die Ausreise aus Italien blieb allen Reisenden auf dem Straßen- und dem Schienenweg verwehrt.
Wir bemerkten diesen Umstand an der zügigen Abfertigung in Skischule und -verleih, an dem gähnend leeren Wellnessbereich, sowie auch an dem schwach besetzten Speiseraum unseres Hotels, denn die letzten Gäste reisten erst in der Nacht zum Sonntag an. In den folgenden Tagen erfuhren wir von anderen Gästen, wie schlimm es tatsächlich gewesen sein muss, denn teilweise evakuierte man unter anderem auch mehrere Frauen und Kinder aus den unterkühlten Fahrzeugen, um diese versorgen zu können.
Unser „Engel“ entschied sich noch vor Urlaubsantritt zu Unterrichtseinheiten auf dem Snowboard und konnte den Start gar nicht mehr abwarten. Unser Jüngster ließ sich davon anstecken und meinen Mann reizte es ebenfalls, noch einmal von vorne zu beginnen. Eigentlich fuhren wir in den letzten Jahren ausschließlich auf Skiern die Berge hinab. In dieser Saison wollten es meine Männer wissen!
Ich enthielt mich dieser neuen Herausforderung und erfreute mich an dem ersten Single-Ski-Tag meines Lebens. Zuerst fühlte ich mich etwas einsam auf meinen Brettern, aber schon nach kurzer Zeit genoss ich die Abfahrten, mit den vielen kurzen Pausen, in vollen Zügen.
Denn so blieb ich unzählige Momente am Pistenrand stehen, um Fotos mit meiner Handykamera aufzunehmen und lud diese umgehend in meine story´s der sozial media’s hoch, wo immer es mir beliebte, ohne die Geduld meiner Männer auf die Probe zu stellen. An jenem Tag durfte ausschließlich mein eigener WfM in den Vordergrund gestellt werden.
Ich spürte zum ersten Mal, wie traumhaft es sein kann, wenn ich mich ohne Zeitdruck und doch in einem zügigen Tempo über die kilometerlangen Abfahrtswege treiben lassen darf, ohne dabei auf meine Kinder achten zu müssen. Selbst dem kurzen, anstrengenden Aufstieg durch den Tiefschnee zum Gipfelkreuz an der Seceda stand nichts mehr im Wege. Vor mir öffnete sich ein unglaublich schöner Weitblick über die Dolomiten, welcher umgehend meine brennenden Oberschenkelmuskulatur vergessen ließ.
Auf den Bergen finde ich zu mir selbst und tanke dort unglaublich viel Kraft. Oh – wie habe ich dieses beschwingte Gefühl vermisst, wenn ich juchzend die Hänge hinab schwebe! Na ja – an meinem Fahrstil könnte ich bestimmt noch etwas feilen. Für einen kurzen Augenblick hörte ich in Gedanken die Stimme meines Vaters, der mir als Kind immer wieder die perfekte Haltung zeigte und mich dahin gehend trainierte. Aber eigentlich wollte und will ich es auch heute nicht wirklich, denn der Spaßfaktor ist mir wichtiger. Es macht nur Sinn, wenn ich es selbst auch wirklich will!
Erst bei Einbruch der Dunkelheit schnallte ich die Skier ab und lief abgekämpft, aber total happy über den kleinen Antoniusplatz in St. Ulrich, um liebevoll von meinen Männern empfangen zu werden. Sie hatten mich doch tatsächlich vermisst und berichteten aufgeregt von ihrem zweiten Snowboardtag.
Mein Jüngster blickte allerdings weniger zufrieden drein und ließ mich über seine Situation nachdenken. Wollte er den Snowboardkurs wirklich aus eigener Überzeugung oder nur deshalb, weil wir ihn dahingehend beeinflussten, es doch auch auszuprobieren?
Unser Vieraugengespräch ergab, er würde sich als Loser fühlen, wenn er jetzt aufhören wolle, aber eigentlich möchte er doch lieber wieder Skifahren. Ich sah ihn eindringlich an und sagte ihm, dass ER sich wohl fühlen müsse und das nur ER diese Entscheidung treffen kann, weil nur ER weiß, wie er sich wirklich fühlt.
Außerdem könne er sich irgendwann immer noch um entscheiden, wenn er es wirklich aus eigenem Antrieb möchte. Er lächelte erleichtert und schwang sich freudestrahlend mit mir am Folgetag auf den Brettern ins Tal hinab. „Ich liebe diesen Urlaub, Mami – und dich und überhaupt….es ist so schööön!“, rief er mir vom Hang aus zu. Da war er wieder – ganz klar – der Wohlfühl-Modus.
Ich neige des Öfteren dazu, meine Kinder sanft zu schieben, zu fördern, unbewusst in meine gewünschte Richtung zu lenken, weil ich der Ansicht bin, es könnte doch besser für sie sein. Manchmal trifft dies vielleicht zu, aber eben nicht immer. Begabungen und Talente sollten gefördert werden. Diese Meinung vertrete ich. Jedoch nicht auf Biegen und Brechen und schon gar nicht bis zum Erbrechen.
Den größeren Bruder meines Jüngsten schiebe ich seit Jahren mehr oder weniger sanft zum Klavierunterricht. Sein WfM ist schon lange nicht mehr richtig eingestellt. Wenn ich es auch schade finde, so ist es sinnvoller, seinem Flehen, aufhören zu dürfen nachzugeben. Er brennt nicht mehr für dieses Hobby und auch hier ist es an der Zeit, seinen eigenen WfM zu berücksichtigen und vielleicht greift er später, in ein paar Jahren, aus eigenem Antrieb darauf zurück – wer weiß.
Manchmal möchten wir unsere eigenen Versäumnisse, Tiefschläge oder Enttäuschungen wieder gut machen, eigene Träume verwirklichen, indem wir diese auf unsere Kinder projizieren und manchmal stimmen die Interessen beider Seiten auch überein, aber eben nicht immer. Dies rechtzeitig zu erkennen ist nicht leicht, aber immens wichtig, wenn wir die vorhandenen, kostbaren Talente aufrechterhalten wollen.
Die Sache mit dem Wohlfühl-Modus redet sich leicht, die gleichzeitige Berücksichtigung der jeweiligen Wohlfühlfaktoren aller Familienmitglieder ist dagegen komplizierter und in einer einzigen Urlaubswoche allen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist noch schwieriger, denn jeder von uns startete mit eigenen Vorstellungen in diese freie Familienzeit.
Während mein Mann und ich uns zum Beispiel allabendlich nach der ruhigen Stunde im Wellnessbereich sehnten, wollten unsere Energiebündel lieber mit uns noch ausgelassen im Schwimmbecken toben. Sie sind in dem Alter, in dem sie dies durchaus allein umsetzen können, vertraten allerdings eisern die Ansicht, das es doch zu viert schöner wäre. Lange Gesichter blickten uns hinterher, als wir in diesem Fall unser eigenes Interesse in den Vordergrund stellten. Schließlich gibt es uns nicht nur als Eltern, sondern auch als Paar. Das sollten wir niemals vergessen.
Für viele erwachsene Sportler gibt es nichts Schöneres, als sich nach einem anstrengenden Tag, still und leise in die Sauna begeben zu dürfen. In der vergangenen Woche wurde dies für uns täglich zu einem besonderen Erlebnis, die Muskulatur nicht nur in der Trockensauna, sondern auch in der Dampfsauna zu entspannen, den aufgeheizten Körper an der kalten, frischen Bergluft ausdampfen zu lassen und während dessen mit einer Tasse Kräutertee in den überaus klaren Sternenhimmel über den Bergen zu blicken. Ein Traum!
Nach den üppigen Mahlzeiten fielen wir dann nur noch in sämtliche Betten, denn am nächsten Morgen klingelte um sechs Uhr dreißig der Wecker und lockte uns zu einem neuen Wintererlebnis aus den Federn. Was diese Uhrzeit angeht, sind wir uns alle einig aufzustehen, denn wir brennen alle für denselben Sport. Egal, ob auf einem oder zwei Brettern. Ich bin glücklich, wie wir alle dem Ruf des Berges folgten und es sich immer wieder neu zu einem gemeinsamen Familienerlebnis, in lustiger Runde entwickelte.
Alles in allem liegt eine unglaublich schöne Woche hinter uns, die wir als Team erleben durften. Wir alle haben wieder einiges mitnehmen dürfen und mein Blick auf die Dinge durfte sich ein weiteres Mal neu öffnen. Ich bin dankbar und fühle mich energiegeladen für die bevorstehende neue Arbeitswoche.
In diesem Sinne proste ich meinem Lieblingsberg, dem Langkofel mit meinem letzten Glas Weißwein des Hotels zu und verspreche ihm, das wir bald wieder ehrfürchtig vor ihm stehen werden, sofern wir gesund bleiben dürfen.
Achte nicht nur auf den WfM des anderen, sondern auch auf deinen eigenen Wohlfühl-Modus und sorge selbst dafür, das du zufrieden durchs Leben gehst.
Der Alltag und unsere Aufgaben müssen erledigt werden. Daran führt kein Weg vorbei.