Unsere letzten Tage verliefen ziemlich nervig und anstrengend, denn die halbe Familie kränkelte und in Anbetracht des anstehenden Winterurlaubs blieb die Vorfreude vorerst aus.
Meine Gefühlslage wechselte zwischen bangen und hoffen, ob nun unsere lang geplante Reise auch stattfinden kann. Mein eigener Gesundheitszustand ließ ebenfalls zu Wünschen übrig, doch eigenartigerweise kann man seinen Körper gelegentlich doch durch eine positive Grundeinstellung beeinflussen. Bis auf ein mächtiges Kratzen im Hals und übrig gebliebenen, leichten Ohrenschmerzen konnten wir heute Morgen gut durchstarten.
Wir erreichten pünktlich, mit Hilfe unseres geduldigen Freundes, den Berliner Bahnhof, denn nach etwa einem Kilometer Wegstrecke kehrte er seinen Wagen für uns nochmals um, um die vergessene Brille einzupacken. Ausnahmsweise schmierten wir auch keine Brotberge als Reiseproviant, sondern deckten uns mit einer riesen Frühstückstüte vom Bahnhofsbäcker ein und stellten somit den erwünschten „Gute-Laune-Modus“ wieder her.
Nun sitze ich im Zugabteil, welches nur vier Sitzplätze bietet und genieße mit meiner Familie die Abgeschiedenheit zu anderen Mitreisenden. Ich blicke aus dem Fenster und lasse die dick verschneite, österreichische Winterlandschaft an mir vorüberziehen, welche zum Träumen anregt.
Langsam erwache ich aus der Depriphase der letzten Tage und blicke gedanklich auf meine Träume, Ziele und Vorstellungen für die kommenden Monate. Welches Ziel habe ich mir für dieses Jahr gesetzt?
Ach ja – da ist er wieder – mein sich alljährlich wiederholender Plan nach einem noch sportlicheren, gesünderen Lebensstil, der mich leichter durchs Leben hüpfen lässt. Mit etwa acht Kilogramm weniger wäre ich schon zufrieden.
Ohne körperliche Anstrengung schaffe ich das in meinem „jugendlichen“ Alter nicht. Das steht fest. Also nicht nur darüber reden, sondern nochmals umsetzen, denn in der Vergangenheit schaffte ich es bereits zweimal. Alle guten Dinge sind drei.
Nur nützt es wenig, wenn ich nach dem Erreichen meines Wunschgewichtes wieder meinen alten Mustern verfalle. Es dauerte zwar Monate, bis mich meine klammernden Fettpölsterchen abermals glücklich umarmten, doch tröstet mich der Zeitraum über mein aktuelles Spiegelbild wenig hinweg. Ab sofort heißt es, nicht nur das Workout planen, sondern auch danach leben. Das ist Ziel Nummer eins für meinen Körper.
Und wie lautet die Formulierung für mein persönliches Ziel Nummer zwei?
Ich werde bis zum Jahresende mein erstes Buch geschrieben und die ersten Kontakte zum Verlag geknüpft haben.
Momentan beschäftige ich mich mit der Planung zu dessen Umsetzung. Denn ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, wie und in welcher Reihenfolge ich vorgehen werde. Das Schreiben ist das Eine – das vollendete Werk erfolgreich an die Leser zu bringen ist das Andere. Und Letzteres ist mit Sicherheit das schwierigste von allem.
Bevor ich die Bahn zum Urlaubsziel betrete, besuche ich immer den Presseshop im Bahnhofgebäude, um mich für die Fahrt mit passender Lektüre einzudecken. Meistens blättere ich kurz darin und lege das Schriftstück für später beiseite. Dieser Umstand lässt meinen Stapel an Zeitschriften unter unserem Beistelltisch stetig wachsen, denn trennen möchte ich mich auch nicht davon.
Heute betrat ich vor Abreise ebenfalls den Buchladen und betrachtete die Auslagen aus einem neuen, völlig anderen Blickwinkel. Mich erschlugen förmlich diese Unmengen an verschiedenen Büchern, Zeitschriften und Romanen und seit diesem Augenblick begleitete mich ein erdrückendes Gefühl. Ohne mein Reiseritual zu beenden, verließ ich mit leeren Händen den Verkaufsraum, so das mein Mann mich verwundert ansah, als ich ihm mitteilte, nichts passendes gefunden zu haben.
In Wirklichkeit folgte ich kleinlaut meiner Familie in Richtung Bahnsteig und wälzte dabei folgende Fragen in meinem Kopf hin und her…
Wie gut muss ich sein, um jemals ein einziges Buch von mir unter diesen anderen Werken entdecken zu dürfen?
Welches Genre werde ich bedienen?
Welche Hindernisse werden sich mir bis zur vollendeten Umsetzung in den Weg stellen?
Werde ich jemals aufmerksame Leser für meine Geschichten finden, die dafür auch ein paar Euro bezahlen wollen?
Werde ich überhaupt einen Verlag finden und meine eigenen Werke verkaufen können?
Nachdem ich all meine Utensilien im Abteil verstaute und meinen Sitzplatz einnahm, öffnete ich den Laptop und starrte etwa eine halbe Stunde auf das leere Word Dokument. Eines ist klar, dachte ich mir, wenn ich mich schon vorher verrückt mache, bin ich blockiert und es geht gar nichts mehr!
Meine geschätzte PSYCH-K®-Begleiterin gab mir vor einiger Zeit folgende Glaubensätze mit auf meinen Weg:
Du bist es Wert geliebt, beziehungsweise geschätzt zu werden und das was du wirklich, wirklich willst, wird auch funktionieren!
Daran erinnerte ich mich, während ich so auf mein leeres Dokument starrte und begann mit meiner Lieblingsbeschäftigung. Selbst wenn sich kein passender Verlag für meine Arbeit finden lässt oder es an den Mitteln scheitern sollte, so wird sich sicher meine Familie über ein privates Druckexemplar freuen. Eine kleine Druckerei sendete mir schon die ersten Entwürfe zum Bucheinband zu, welche ich auswerten durfte.
Dies erinnerte mich an unseren Hausbau. Das Fundament war noch nicht gegossen, aber die Vorhänge schon geplant. 😉
Bis das Cover mit vielen Seiten gefüllt ist, liegt noch einiges vor mir. Auf geht’s.
Mal sehen, welche Inspirationen in diesem Urlaub auf mich warten. Wir sind vor wenigen Stunden gut und entspannt in einer tief verschneiten Winterwelt angekommen.
Ich melde mich wieder…