Konzentriere dich auf das Wesentliche und tanze aus der Reihe!
Irgendwie ein Widerspruch? Finde es beim Weiterlesen selbst heraus, ob du dich darauf einlassen möchtest…
Die Ereignisse der letzten Tage verliefen bei uns etwas schräg. Ich fühle mich noch immer in einer Art Schwebezustand und bin beeindruckt und berührt zugleich. So beginne ich mit dem Schreiben und meine gewählte Überschrift steht für den uns umspannenden Bogen von Erlebnissen, welche nicht folgenlos blieben.
Meine heutige Geschichte setzt sich aus verschiedenen Familienszenen zusammen und ich beginne einfach von vorne:
„Du – Schatz, im Kalender steht der Eintrag ‚backen für Kuchenbasar‘. Findet DER etwa schon morgen statt?“, fragte mich mein Mann, als er vom Spätdienst seines Zweitjobs nach Hause kam.
„Mist – ja, das ist richtig und echt blöd, das ich heute nicht daran dachte! Gerade habe ich es auch auf Facebook gelesen und die Fotos der tollen Ergebnisse betrachtet. Ich lass mir noch was einfallen…“, antwortete ich, während ich in Gedanken den Bestand unserer Lebensmittelvorräte checkte.
Zum Backen ist es mir heute echt zu spät, dachte ich. Und unsere traditionellen Käse-Laugenstangen sind auch nur begrenzt möglich, da nur eine einzige Packung im Gefrierfach lag.
Plötzlich fiel mir der mit Brausebrocken gefüllte Eimer und die große Tüte Marshmallow’s ein, welche im Küchenschrank liegt. Den Inhalt könnte ich auf die süßen Papiertüten unserer Geburtstagsparty verteilen und aus den Restbeständen meines Gemüsefaches bereite ich einfach eine Art Pizzabrötchenbelag zu. Ich stehe morgen etwas früher auf und dann funktioniert das schon irgendwie!
In meinem Kopf stand der morgige Rettungsplan fest. Nur habe ich meine Gedankengänge nicht ausgesprochen, so das sich mein Mann über meine frühmorgendliche, hektische „last minute Bruzzelaktion“ weniger erfreute.
Die Uhr tickte und mein Großer, der sich eigentlich schon auf dem Schulweg befinden sollte, stand noch seelenruhig in der Küche. Als ich ihn gerade ansprechen wollte, was denn nun los sei und warum er nicht in die Gänge kommt, bemerkte ich, wie er sich sein, wohl eben auf den Holzspieß gestecktes Marshmallow grillte. Er drehte diesen genüsslich über der Flamme eines Stabfeuerzeugs und meinte:
„Mama, warte noch kurz. Gleich ist es fertig…“
Ich zügelte mein inneres HB-Männchen und teilte ihm ruhig, aber bestimmt mit, das ich das allgemein für keine gute Idee halte und ich nicht glaube, das dies gesund sein kann. Missmutig zog er von dannen.
Um so glücklicher kam er am Nachmittag nach Hause und rief: „Mama – alles verkauft und die grünen Leckerbissen waren in Nullkommanix alle. Manche haben mich sogar nach dem Rezept gefragt!“
Erleichtert antwortete ich ihm, das ich mich für ihn freue und das ich an dem Rezept noch arbeiten werde. Zum Glück schrieb ich mir in diesem Fall die Zusammenstellung meiner Zutaten auf. (Rezeptvorschlag wird demnächst veröffentlicht.)
Mich beschäftigte an jenem Nachmittag der bevorstehende Besuch vom Nikolaus und das die „Stiefel geputzt werden sollten“, also meine Vorbereitungsarbeit geleistet werden darf. Nur wann?
Nach Betreuungsschluss unserer Tagespflege geht es direkt zum Klavierunterricht meines Sohnes und anschließend zur diesjährigen letzten Yogastunde, welcher ich schon entgegen fieberte, da ich diese echt nötig hatte. In dem Bewusstsein, das ich mich nachts um alles kümmern würde, erledigte ich die anstehenden Tagestermine und nutzte die Zeit des Klavierunterricht für diverse Einkäufe.
Noch weit vor sechs Uhr morgens prüften unsere Jungs den Inhalt ihrer, vor der Haustür stehenden Stiefel und stellten doch tatsächlich fest, das der Nikolaus in diesem Jahr ohne Nüsse kam! „Die hatte er wohl verloren!“, meinte ich lachend.
Zwei Tage später musste ich mir von meinem Sohn anhören, das der Nikolaus dasselbe Geschenkpapier nutzen würde wie wir, weil in unserer Abstellkammer das Gleiche liegt. „Komisch!“, meinte ich. „Dann besorgt er es wohl beim selben Hersteller.“ Ich weigere mich noch vehement auf die Frage einzugehen, ob es den Nikolaus auch tatsächlich gibt.
In diesem Jahr ließ es dieser Nikolaus jedenfalls ganz schön krachen, denn beide fanden in ihrem Stiefel doch tatsächlich ein Furzkissen, welche sofort in ihre Schulmappen gesteckt wurden.
Nur leider hatte es die übermäßigen Einsätze der Mitschüler nicht überlebt und somit war das Ganze irgendwie nur eine Eintagsfliege. Zum Glück gab es keinen Ärger, als die Lehrerin sich drauf setzte. Sie bewies jedenfalls Humor und spielte den Spaß, ohne Eintrag im Hausaufgabenheft mit. Ein Glück!
Am selben Abend fuhr ich mit meinen beiden Jüngsten zum shoppen. Der Große freute sich schon auf die Einlösung seines Geburtstagsgutscheins und beide sollten sich ihre lang ersehnten, „echten“ Hallenfußballschuhe aussuchen dürfen.
Auf der Hinfahrt weihte ich sie in meine Überraschungspläne ein und stellte ihnen die Frage, was sie denn davon halten würden, wenn wir in diesem Jahr alles ein wenig anders machen würden als sonst. Da Papi´s Geburtstag auf einen gewöhnlichen Wochentag fiel und diesen wegen seiner Jobs nicht richtig feiern könnte, wollte ich ihn gerne mit einer vorgezogenen Familienfeier überraschen.
Ich liebe einfach die Reaktionen von Kindern!
Sie wägen nicht das Für und Wieder ab und überlegen lange hin und her, wie manch Erwachsene. Sie sind meistens schnell zu begeistern und steigen auf spontane Einfälle ein und womit sie mich beide wirklich überraschten, war ihre Verschwiegenheit. Sie hielten tatsächlich dicht!
Wir mussten nur noch den Freitag hinter uns bringen und erklärten im Vorfeld den kommenden Samstag als allgemeinen Familientag an, damit die Hauptperson nicht zufällig etwas anderes planen würde. Heimlich weihte ich unseren Nachbarn ein, der sich etwas überlegen sollte, wie er seinen Freund am späten Nachmittag zu sich rüber locken könnte, damit wir uns eine freie Bahn für die finale Vorbereitungsaktion schaffen konnten.
Bereits am Vormittag versteckten sich die Jungs im Kinderzimmer, um ihre Geschenke zu basteln und alles fühlte sich schon wie Weihnachten an. Ich hätte schwören können, das mein Mann etwas merkt, aber dieses Mal ahnte er nichts – rein gar nichts.
Ihn wunderten nur die wiederholten, telefonischen Lockversuche seines Freundes, auf die er zuerst nicht einsteigen wollte, weil unser Familientag anstand und er wegen seines schlechten Gewissens nicht zusagen konnte.
Unbedarft stellte ich ihm die Frage, was denn sein bester Kumpel von ihm möchte? Daraufhin erhielt ich die Antwort, das er es auch nicht wüsste, aber das es echt komisch wäre, weil er jetzt schon so oft angerufen hatte. Ich musste mich beim Aussprechen meiner Antwort schmunzelnd wegdrehen und meinte zu ihm, das er doch mal lieber rüber gehen solle und fügte hinzu: „Wer weiß, was bei deinem Freund los ist. Mach dir bitte wegen uns keine Gedanken, denn ich muss sowieso noch eine Kleinigkeit fürs Abendessen besorgen.“
Als er die Haustüre von außen hinter sich schloss, wartete ich noch kurz bevor ich meinen Jungs zurief: „Kommt schnell! Die Luft ist rein! Wir können jetzt endlich starten!“, denn langsam lief uns die Zeit davon.
Gemeinsam flitzten wir durch die Bude, deckten den Tisch für sein Lieblingsessen, hängten die mit „WIR LIEBEN DICH GANZ DOLLE!“ beschrifteten Luftballons an eine Schnur und spannten diese inklusive Massagegutschein unter die Zimmerdecke und zündeten unglaublich viele Kerzen an.
Der Große platzierte den Laptop in Sichtweite, damit er später sein persönliches Geschenk präsentieren kann. Der Kleine suchte das heimlich gekaufte Lebkuchenherz, welches die beiden am Morgen an ihrem Vater vorbeischmuggelten und legte es auf den, für ihn vorgesehenen „Geburtstagsplatz“.
Die Steakhouse-Brote schienen schon zu verbrennen und das Öl im Fondue-Topf war heiß genug. Wir versteckten uns hinter dem Tresen in der Küche, saßen aufgeregt auf dem Fußboden und warteten. Nur die Hauptperson fehlte noch. Wie sich später herausstellte, genossen die beiden Männer ihre frauenlose Zeit und verquatschten sich. 😉
Die Jungs sorgten sich schon ungeduldig, das unser Überraschungsplan nicht aufgehen könnte. Wir lagen auf der Lauer und lauschten, wann wir denn endlich seine Schritte hörten. Unser Hund schlief auswärts, so dass er uns auch nicht vorwarnen konnte.
Mit dem Öffnen der Eingangstür ließen wir den Song ‚Happy Birthday‘ von unserer technischen Assistentin „Alexandra“ abspielen und wir sahen in einen völlig überraschten Gesichtsausdruck.
Er holte tief Luft, blickte um sich, sah den gedeckten Geburtstagstisch, die Girlande und zum Schluss zu uns, die wir aufgereiht in der Küche, um die Ecke standen und ihm laut zuriefen: „Überraschung! Wir lieben dich! Wir wollen heute deinen Geburtstag feiern, weil du unter der Woche vor lauter Arbeit nicht dazu kommen wirst.“
Mit Tränen in den Augen sagte er, das wir verrückt sind und das uns diese Überraschung „volle Kanne“ gelungen ist. Noch nie hat es jemand geschafft, ihn so eiskalt zu erwischen und gleichzeitig so ergreifend zu berühren. Und nicht nur er war gerührt. Wir alle wischten uns die Freudentränen von den Wangen und erlebten ein unglaublich schönes und verbindendes Glücksgefühl.
Seitdem mein Mann und ich ein Paar sind, reden wir immer wieder davon, das es doch auch mal schön wäre, Geburtstage, Muttertage oder Valentinstage außerhalb der dafür vorgesehenen Termine zu feiern, wenn eben keiner damit rechnet. Und letzte Woche war es soweit.
Dieses Erlebnis kann man kein weiteres Mal wiederholen. Es ist einmalig und wir werden es alle niemals vergessen. Die echte Freude ihres Vaters mit all den dazugehörigen Emotionen zu erleben, war so unglaublich wertvoll für unsere Söhne.
Den zweiten Advent feierten wir ohne Kinder in unserer liebsten Sauna-Oase, da unsere Jungs der Verabredung mit ihrem Fußballverein folgten. Wir konnten diesen Tag völlig tiefenentspannt genießen und tankten neue Energie für die kommende Woche, in die wir irgendwie hinein schwebten.
Seinen tatsächlichen Geburtstagsmorgen versüßten wir ihm trotzdem noch mit einer lustigen Kuchenüberraschung und einem „natürlichen“ Geburtstagsständchen. Und am Abend wartete im Wohnzimmer eine weitere Überraschung auf ihn, als er erledigt von seiner Maloche das Haus betrat. Nicht ich wartete wie sonst auf dem Sofa, sondern sein Kumpel, mit dem er doch gerade erst noch auf dem Nachhauseweg telefonierte. Zu ihm gesellten sich auch unsere Nachbarn und so konnte sein neues Lebensjahr feuchtfröhlich und lustig begonnen werden, was ich persönlich am kommenden Tag sehr bereute.
Mein Termin beim Kieferorthopäden stand an. An jenem Tag wurden mir die beiden Halterungsschrauben in meinen Gaumenknochen gebohrt, um daran bald einen Smart Jet zu befestigen.
Für diese Aktion ist eine schräge, kopfüber eingestellte Körperhaltung nötig und ich wusste nicht, was mehr hämmerte: Der dritte, gescheiterte Versuch in meinen Gaumenknochen zu bohren oder meine Kopfschmerzen vom durcheinandertrinken am Vorabend.
Nach der zweistündigen Behandlung meinte der Arzt tröstlich, das ich es aus der Sicht einer Jugendlichen betrachten solle, die sich schon lange zwei Piercings wünscht und diese nun endlich tragen dürfe. Prima – Freude kommt auf! 😦
Am nächsten Morgen erfuhr ich aus dem Telefonat mit meinem Vater, das er in diesem Jahr aus gesundheitlichen Gründen keinen Weihnachtsbaum aufstellen würde, was mich dazu bewog, kurzfristig ein Bahnticket für einen Tagesausflug in die Heimat zu kaufen. Mein Daddy ohne Weihnachtsbaum? Das geht ja gar nicht und passt nicht zu ihm!
Ein Leben lang konnte ich ihn am Heiligen Abend nicht aus seinen erzgebirgischen, geschmückten vier Wänden locken. Viele meiner Versuche scheiterten kläglich und ich gebe es nun auf, die beiden ein weiteres Mal einzuladen. Dennoch möchte ich, das sie es gerade zu Weihnachten kuschelig haben.
Da zur Weihnachtszeit die Fahrpreise wegen dem Nürnberger Christkindlesmarkt in die Höhe schnellen, entschied ich mich für den weniger präferierten Frühzug, welcher vom Berliner Hauptbahnhof schon um 4.30 Uhr abfuhr.
Ein paar Stunden vorher verabschiedeten sich von mir meine 34-Stunden-Cocktail-Mädels (*siehe Beitrag vom 22. März) von einem unglaublich schönen, kurzweiligen und erfrischenden Abend, so das ich mit sehr kleinen Augen meinen Platz im Großraumabteil belegte. Die auftretende Müdigkeit war mit egal, denn diese Powerfrauen schaffen es immer wieder, mich glücklich zu machen und die seltenen Treffen sind meinen Schlafmangel allemal wert!
Außerdem freute ich mich riesig auf meinen alten Dad und seine Frau.
Nach unserer herzlichen Begrüßung und dem Frühstück fuhren wir los, um einen, den Wünschen entsprechenden Christbaum zu kaufen. Dieses Jahr dürfe es nur ein KLEINER werden, der auf der umgedrehten, ehemaligen Holzkiste ihres verstorbenen Jagdhundes aufgestellt werden sollte.
Ich entscheide mich eigentlich immer sehr spontan für einen bestimmten Baum, aber dieser Kauf übertraf alles. Ich plante eigentlich, meinem Vater Baum für Baum aus den Ständern zu heben, damit er diese von allen Seiten begutachten kann und seine Entscheidung abzuwarten. Als ich im Eingangsbereich bereits das erste schöne Exemplar erblickte, zog ich diesen heraus, drehte ihn kurz und mein Papa sagte, ohne sich nach dem Preis zu erkundigen: „Diesen nehmen wir! Der ist sehr schön!“
Überrascht von seiner Spontanität gingen wir zur Kasse, freuten uns über den „gute Laune Rabatt“ von zehn Euro, packten eine Nordmanntanne, von stattlicher Größe in den Kofferraum und fuhren glückselig wieder zurück, um erst auf der Terrasse den starken Stamm zu bemerken, der unmöglich in den Ständer passen würde.
Nun durfte ich erleben, wie er sein Schnitzwerkzeug aus der Kiste der Vergangenheit herauskramte und sich mit mir gemeinsam ans Werk machte. An dieser Stelle sollte ich erwähnen, das er leider zu den extremen Schmerzpatienten gehört, welcher durch drei fehlgeschlagene Rückenoperationen seinen Lebensabend alles andere, als genießen darf.
Doch an jenem Tag verschwanden diese Beschwerden fast völlig oder wurden in seine hinterste Schublade verdrängt, denn uns beiden gehörten die folgenden Stunden der Zweisamkeit.
Fast wortlos stellten wir den Baum auf, zogen die Lichterketten auf den Baum, tranken dabei einen Glühwein nach dem anderen, lachten und scherzten über viele kleine Begebenheiten, hörten laute, bayerische Weihnachtsmusik und zuppelten dann zu dritt gefühlte zweihundert Strohsterne auseinander.
Ich spürte seine Nähe so intensiv, wie noch nie und war sehr glücklich darüber. Wieder bemerkten wir, wie ähnlich wir uns doch sind. Warum wird ihnen nicht bewusst, das ich wirklich gerne für sie da bin? Es muss wohl an der Generation liegen.
Wenn ich in der Vergangenheit meine Besuche ankündigte, hörte ich meist ein besorgtes: „Aber das sollst du doch nicht….du hast doch genug um die Ohren….!“
Ja. Ich habe einen voll gestopften Alltag, wie unzählige, andere Personen auch. Das ist richtig! Aber diese Erinnerungen möchte ich mir nicht nehmen lassen. Jeder dieser Momente ist wichtig und unbezahlbar!
Ich schaltete die Lichterkette des fertig, geschmückten Weihnachtsbaum immer wieder an, um die Atmosphäre zu spüren, bevor ich wieder abfuhr. In meiner Heimat gilt der Brauch, die Lichter erst am Heiligen Abend, mit der Geburt Christi zu entzünden und ich bin mir ziemlich sicher, das meine beiden, ältesten Lieblingsmenschen auch in diesem Jahr nicht aus der Reihe tanzen werden.
Vor Wochen stellten sie mir die Frage, was ich mir denn zu Weihnachten wünschen würde. Lange fiel mir nichts ein. Zwei Tage vor diesem Besuch rief ich die beiden an, um ihnen zu sagen, das ich sehr gerne eine ihrer alten Pyramiden hätte, welche ungenutzt herum stehen. Weil jedoch mein Koffer bereits mit anderen Dingen befüllt war, wollte ich das Einsacken meines Weihnachtswunsches auf den kommenden Jahresbeginn verschieben, denn am Heilig-Drei-Königstag steht wieder das „Abschmückteam“ als Familienpackung vor der väterlichen Haustür.
Meine Stiefmama ließ jedoch nicht locker, rief mich auf den Dachboden ihres Hauses und übergab mir den Karton mit der Bitte, ich solle ihn doch unbedingt einpacken und dafür den Klamottensack meiner Cousine noch stehen lassen. Ich willigte ein, öffnete den Kartondeckel und ein unsagbarer Schauer überzog meinen Rücken. Es war die Pyramide, welche ich schon als kleines Kind stundenlang beobachtete.
Wenn ich mir in späteren Jahren Krippen ansah und die Maria kein rosafarbenes Gewand mit einer hellblauen Schleppe, wie in dieser Pyramide trug, dann war es nicht die richtige Maria und die Krippe blieb weiterhin im Laden stehen. Dieses Familienstück hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt, weil es mit der Trennung meiner Eltern aus unserem trauten Heim verschwand und ich meine Mutter viele Weihnachtsfeste danach fragte.
Und als ich diese Pyramide am nächsten Morgen, den 3. Advent auspackte, im Wohnzimmer aufstellte und anzündete, konnte ich meine tiefe Rührung nicht mehr zurückhalten. Vor mir stand meine Kindheit und in gewisser Weise ist auch mein Vater mit diesem Stück der Vergangenheit irgendwie heimgekehrt.
Kennt ihr noch diese alten Adventskalender aus Papier mit verschiedenen Bildchen hinter jedem Türchen? Einen derartigen durften wir uns immer zur Weihnachtszeit betrachten, damit wir uns vorstellen können, wie es unseren Großeltern erging. Schokoladen oder Spielzeug bestückte Adventskalender gab es damals nicht.
Und genau denselben, mindestens fünfzig Jahre alten Papierkalender fand ich als Unterlage im Karton wieder. Materiell ist dieser Kalender nichts wert, jedoch ist er für mich von unermesslich großer, ideeller Bedeutung. Meinem Vater und seiner Frau war es in keinster Weise bewusst, welchen Schatz sie mir mit diesem Karton überreichten.
Während sich die Figuren der Pyramide drehen, höre ich auch heute das mir bekannte, leise Quietschen, wie vor über vierzig Jahren und eigentlich möchte ich auch das es so bleibt. Wir müssen den Metallstab nicht unbedingt ölen.
Diese Geräusche meiner Kindheit, der Duft von Räucherkerzen, Plätzchen- und Christstollen und weihnachtliche Bergmusik – das verbinde ich mit dem Begriff Weihnachten.
Jedes dieser „etwas schrägen“ Erlebnisse löste Emotionen aus. Es ist nicht immer wichtig, wann wir unsere Feste feiern, sondern WIE wir sie feiern.
Genießt jeden Augenblick und hängt nicht der Vergangenheit nach. Schwebt nicht in der Zukunft, sondern lebt im HIER und JETZT!
Wir alle wissen nicht, was morgen sein wird.
Aus der Reihe tanzen kann so viel Freude bereiten.