Kommt dir das auch bekannt vor? Alle Jahre wieder machst du dir Gedanken, wie denn in diesem Jahr der Adventskalender deiner Lieben gestaltet werden könnte. Wähle ich die selbst gebastelte Variante oder kaufe ich einfach einen aus dem jährlich wachsenden Überangebot verschiedener Spielzeugfabrikanten?
Eigentlich bin ich eine Verfechterin von:
„Jedes meiner Kinder erhält nur EIN Exemplar!“ Und am liebsten entscheide ich mich für die einfache Schokoladenvariante. Einige Jahre konnte ich diesen Grundsatz auch durchsetzen.
Manchmal funkten liebevolle Großeltern oder andere Verwandte dazwischen, weil sie den lieben Kleinen eine Freude bereiten wollten. Und schwupps – hängen oder stehen zwei bis vier Kalendervarianten in den Kinderzimmern.
In welche Sphären wird die Erwartungshaltung zum eigentlichen Fest wachsen, wenn die Vorweihnachtszeit bereits mit diesem Angebot beginnt?
In bastelfreudigen Jahren beschäftigte ich mich stundenlang damit, die tollen Ideen von Pinterest & Co. umzusetzen. Besonders aufwendig und niedlich empfand ich die Minion-Variante aus Überraschungseiern, welche damals noch staunend von meinen Kindern gefeiert wurde.
Achtundvierzig gelbe Plastikeier bemalte ich mit blauen Jeanslatzhosen, fügte das Minion Zeichen, ein bis zwei Wackelaugen hinzu und verlieh ihnen, nach meinen Möglichkeiten, verschiedene Gesichtsausdrücke. Zum Schluss standen im Kinderzimmer zwei, mit Kokosflocken bestreute Winterlandschaften, auf welchen sich die Minion Fraktionen tummelten.
Niedlich anzusehen, jedoch fragte ich mich irgendwann, ob dieser Zeitaufwand mit der kurzzeitigen Freude aufgerechnet werden darf oder ob diese alljährlichen Mühen mittlerweile als Selbstverständlichkeiten hingenommen werden? Wird es noch gewürdigt oder geschätzt? Wann erhielt ich von meiner Familie meinen eigenen, kreativen Adventskalender?
Die Antwort ist ernüchternd und ich gebe zu, das ich im Laufe der Zeit die Lust verlor, meinem Partner oder meinen Kindern aufwendige, mit Liebe kreierte Exemplare zu schenken, um ihnen die vorweihnachtliche Wartezeit zu versüßen.
Und die Kritik meiner Ex-Schwiegertochter in Spe, über meine spartanisch verpackten Weihnachtsgeschenke, war ebenfalls berechtigt.
Ich wurde der Weihnachtswichtelaufgaben nach über dreißig Festjahren müde und minimierte mein Verziehrungs- und Dekorationsengagement von Jahr zu Jahr, denn meine Verpackungslust entwickelte sich langsam zum Verpackungsfrust.
Manchmal ist es notwendig „ein Zeichen zu setzen“ und der Mut zum NICHT PERFEKT SEIN MÜSSEN unglaublich wichtig!
Denn erst wenn wir nicht, wie gewohnt funktionieren, werden andere darauf aufmerksam, denken darüber nach und im besten Falle entwickeln sich daraus positive Veränderungen.
Als ich mich vor zwei Jahren in jener gefrusteten Vorweihnachtsstimmung befand, erhielt ich eine ganz besondere Einladung.
Eine Einladung zur aktiven Mitwirkung in der „Adventskalender“-Gruppe.
Zuerst dachte ich:
„Um Himmels Willen! Ich habe ja gar keine Lust auf weihnachtliches Basteln. Womöglich treffen die sich alle noch bei Kaffee und Tee in irgendwelchen Räumen, um dort gemeinsam Nadel, Faden, Schere, Klebestifte und andere diverse Bastelmaterialien zu schwingen! Oh nein – mir genügten damals schon die alljährlichen Bastelnachmittage in Kitas & Co., welche meist in überhitzten Räumlichkeiten statt fanden. Womöglich darf ich wieder auf einem der letzten, zur Verfügung stehenden freien Stühle Platz nehmen, um dort Gesprächen der sich gegenseitig konkurrierenden Mütter zu lauschen...“
Das sollte sich nicht wiederholen. Als ich den Einladungstext genauer las, wurde ich neugierig und verstand langsam, worum es sich in dieser Einladung handelte.
Es bildet sich eine Gruppe von fünfundzwanzig Frauen, welche an der Gestaltung eines besonderen Adventskalenders mitwirken möchten.
Jeder dieser Damen wird per Liste ein Adventskalendertag, also die jeweilige Nummer zugeteilt. In den darauffolgenden Wochen hat jede Einzelne Zeit, ihre Geschenkidee zu finden und kreativ umzusetzen.
Das bedeutet, das jede Mitwirkende fünfundzwanzig kleine Päckchen kreiert, mit der zugeteilten Nummer kennzeichnet und ihre Werke am vereinbarten Übergabetag selbst übergibt oder die eigene Sammlung von einer anderen Bastelgöttin mitnehmen lässt. Warum nicht vierundzwanzig, wie es der Kalender vorschreibt? Keine Gruppenteilnehmerin sollte ihr eigenes Geschenk öffnen müssen, sondern sich an jedem Tag auf eine neue Überraschung freuen dürfen.
Letzten Sonntag war es soweit. Es warteten fünfundzwanzig nummerierte, hübsch verzierte, leere Papiertüten auf ihre kreative Füllung. Die mitgebrachten Päckchen legten wir in die, mit verschiedenen Namen versehenen Tüten und nahmen die unsrige am Veranstaltungsende mit nach Hause.
Unsere Organisatorin hatte auch in diesem Jahr wieder an alles gedacht. Ein gemütlichen Kaffeehaus bot uns die richtige Atmosphäre und schaffte Raum für einen angeregten, fröhlichen Austausch von gleichgesinnten Frauen, welche alle ein einziges Ziel verfolgen.
Freude schenken!
Ich durfte das dritte Jahr in Folge teilhaben und bin wieder sehr gespannt und neugierig auf die vielen kleinen, mit Liebe hergestellten Präsente.
An dieser Stelle möchte ich mich bedanken. Durch euch und eure tolle Idee fand ich wieder Freude an selbst gebastelten Geschenken.
Außerdem erlebte ich im letzten Winter eine besondere Überraschung. Da es mir aus Mangel an Zeit und wegen meiner damaligen Gemütsverfassung nicht möglich war, persönlich mitzumachen, gab ich meinen Platz im letzten Moment ab.
Am Abend des Übergabetages stand plötzlich eine der beiden Damen vor meiner Haustür. Jene Frauen, die mich einluden und jene, welche ich seit längerem „Freundinnen“ nennen darf.
Sie streckte mir freudestrahlend die Tasche mit meiner ursprünglichen Teilnehmernummer entgegen und sagte: „Wir wollten dich überraschen und haben für dich mitgebastelt. Du sollst nicht leer ausgehen!“ Mit Tränen in den Augen nahm ich das Geschenk entgegen und wusste nicht mehr was ich dazu noch sagen sollte. Mir fehlten die Worte…
Frauen schenken eben mit Herz!
Schöööön! Ja, wie sagte mal ein Mann: Frauen sind anders. Männer bauen ein Haus. Aber Frauen schaffen ein Zuhause.
Damit sie nicht selbst zu sehr geschafft sind, ist ein Schokokalender aber auch vollkommen okay, finde ich. Man kann auch anders heimelige Akzente setzen. Oder immer mal wieder auf andere Art und Weise. Eine schöne Adventszeit jedenfalls! Lieben Gruß!
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