Oft gelingt es mir auf Anhieb, eine passende Einleitung für meine Beiträge zu verfassen. Ich setze mich hin, denke kurz nach und meistens fließen die Worte direkt von meinem Kopf über meine Hände auf den Bildschirm.
Heute ist es anders.
Nach einem weiteren Fehlstart und wiederholten löschen meiner soeben verfassten Zeilen, versuche ich nun auf eine andere Art meinen gedanklichen Rückblick zu beschreiben…
Der Erinnerungswecker klingelte mich wach und ich öffnete das Fenster, nahm einen tiefen Atemzug von frischen Mut, blickte über den Horizont in den strahlend blauen Himmel und lächelte in den Tag.
Denn an jenem Morgen nahm ich mir fest vor, endlich meine schon länger geplante Tour anzupacken. Mit einem Rucksack voller Ideen zog ich los und begab mich, mit wackeligen Knien und noch ziemlich verunsichert auf die erste Etappe des vor mir liegenden Weges in die Welt des Schreibens.
Bereits nach wenigen Schritten streifte ich aufsteigende Negativgedanken ab und ging in dem Bewusstsein weiter, das natürlich nicht alle auf dieser Welt hinter meinem Vorhaben stehen werden und es immer Menschen geben wird, die etwas einwenden, beitragen oder andere vom Gegenteil überzeugen möchten.
Mir geht es nicht darum, meinen Weg in rosarote Wolken zu verpacken und eine immer währende, heile Welt darzustellen. Das Leben ist facettenreich und enthält oft auch Wegstrecken dunkler Farbtöne, gespickt voller Stolpersteine und in Nebel gehüllte Schluchten, welche mich herausfordern, diese zu überqueren.
Ich alleine trage die Verantwortung meiner selbst gewählten Textinhalte und ich stehe hinter jedem meiner Beiträge, welche ich ins Netz stelle, denn ich jagte keinen einzigen, einfach so und kopflos in die Welt hinaus.
Wenn ich meine Leser erheitere, berühre oder gar versteckte Wunden aufreiße, könnte ich vielleicht einen bereits vorhandenen Nerv getroffen haben, der zum weiteren Nachdenken anregt oder Emotionen ausbrechen lässt.
Ich habe für mich mit meinem persönlichen Blog eine Plattform gefunden, auf der ich meine Gedankenwelt veröffentliche, meine Einstellung zu verschiedenen Themen präsentiere und die Leser in meine Gefühlswelt eintauchen lasse. Das mag so mancher als extrem empfinden. Vielleicht jedoch auch aus dem Grund, weil es heutzutage immer weniger üblich ist, offen über eigene Gefühle zu sprechen.
Wenn ich schreibe, verarbeite ich Ereignisse, welche mich beschäftigen. Das Schreiben hilft mir eine andere Sicht auf die Dinge zu erhalten, da ich mich mit dem aktuellen Thema auseinandersetze, statt es wegzuschieben. Könnte ich dies nicht einfach auch in ein privates Tagebuch schreiben? Sicher könnte ich das tun, nur würde es niemanden nützen.
Ein weiteres, gefülltes Buch würde neben meinen anderen Tagebüchern verstauben und vielleicht hält es irgendwann einmal, nach meinem Ableben, einer meiner Familienmitglieder in den Händen, würde darin lesen und im schlimmsten Falle feststellen, das man sich über viele Dinge schon hätte früher unterhalten sollen, jedoch die Chance verpasst wurde.
Wie manche von euch wissen, leben wir nur mit einem kleinen Teil unserer großen Familie unter einem Dach. Einige meiner Herzensmenschen leben weit von mir entfernt und ich kann nicht davon ausgehen, dass der andere verfügbar ist und im selben Augenblick gewillt oder in der Verfassung ist, mit mir zu telefonieren oder zu Chatten.
Deshalb stelle ich meinen Lebensinhalt über diesen Weg zur Verfügung. Wann es oder ob es überhaupt gelesen wird, entscheidet jeder selbst.
Viel zu oft habe ich mit meinem angestauten Mitteilungsbedürfnis andere nieder getextet und sie kaum zu Wort kommen lassen. Umgekehrt weiß ich jedoch auch, wie es sich anfühlt, wenn ich mitten im Gespräch feststelle, das die letzten Sätze meines Gegenübers an mir vorübergegangen sind, weil mein Kopf wieder so voll ist und ich den Faden verloren habe. Peinlich wurde es, wenn mir im selben Moment eine Frage zu den eben ausgesprochenen Äußerungen gestellt wurde, welche ich nicht beantworten konnte.
Wir alle bewegen uns mehr oder weniger in unseren Hamsterrädern und fühlen uns des Öfteren ausgelastet. Das Schreiben ist mein Weg, mit euch zu gegebener Zeit zu kommunizieren und ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich bei Instagram, Facebook oder direkt in meinem Blog eure öffentlichen Kommentare oder eure privaten Nachrichten entdecken darf.
Aus der ursprünglich angedachten, familiären Empfängergruppe hat sich eine kleine Lesegemeinde entwickelt, welche meinen Weg mit Interesse verfolgt und mich in meinem Tun bestätigt und auch bestärkt. Es zeigt mir, das meine Arbeit seinen Sinn erfüllt und natürlich würde ich mich über weiter ansteigende Besucherzahlen freuen. Es lässt mich keineswegs kalt, wenn ich auf meine Besucher-Statistik diesen Jahres blicke und ich viertausend lesen darf.
Selbst wenn ich pro Woche nur eine handvoll Leser berühre oder zum Nachdenken anrege, stimmt es mich zufrieden. Und wenn mich der eine oder andere von euch weiterhin auf meiner Wanderung durch die Buchstaben und Gedankenwelt begleiten wird, so sehe ich dies als Geschenk. Denn ich bin dankbar für jede Wertschätzung, welche ihr mir entgegen bringt.
Der Verlust unseres guten Freundes ließ mich erneut über viele Dinge sinnieren und ich stellte mir wieder einmal die Frage, was denn nun wirklich im Leben zählt und was für mich persönlich wichtig ist?
Natürlich ist es in erster Linie die Liebe, die uns dazu bewegt, über unsere Schatten zu springen, zu verzeihen und neu zu beginnen. Und wenn es uns dann auch noch gelingt, die kleinen Dinge des Lebens wieder aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu schätzen, erfüllt uns eine besondere Art von Reichtum.
In der vergangenen Woche betrachteten wir auch unsere Jüngsten aus einem neuen Blickwinkel. Durch eine Kleinigkeit, die uns zu Tränen rührte…
Nach mehrtägiger Aufräum- und Renovierungsarbeit durften mein Mann und ich die Möbelstücke unseres Kleinsten zusammenbauen und waren, zugegebenermaßen schon ziemlich abgenervt von der Tatsache, das wieder unserer kompletter Urlaub dafür drauf ging.
Und in unserem Frust unterhielten wir uns darüber, ob unsere lieben Ableger diese Arbeit überhaupt schätzen würden…
Wir unterbrachen unsere Ausschweifungen, weil ein betörender Duft von leckerem Toast durch unsere Räume zog. Auf meine Frage, was denn hier so lecker riechen würde, erhielten wir prompt die Antwort auf all unsere Bedenken.
Unsere Söhne kamen mit einem strahlenden Lächeln ins Zimmer und hielten, für jeden von uns, einen Teller mit überbackenen Toast und eine Flasche Bier bereit und setzten mit ihrer nachfolgenden Äußerung die Krone auf. Gleichzeitig, als hätten sie sich abgesprochen, sagten sie:
„Mama, Papa, weil Ihr so viel Arbeit mit unseren Zimmern habt, bringen wir euch jetzt etwas zu Essen. Danke, das Ihr das für uns tut!“
Es zeigte mir, dass ich mit meinen Gedankengängen falsch lag und meine eigene negative Stimmung die Sicht auf die Dinge verfälschte und mir wurde bewusst, das genau diese kleinen Augenblicke unsere wahren Schätze sind.
Jeder auf dieser Welt sollte etwas Wert sein dürfen!
Niemand sollte einen anderen aufgrund seines Äußeren aufwerten oder gar wegen seiner Meinung abwerten.
Es wäre schön, wenn Begebenheiten wegen des eigenen Egos nicht überbewertet würden.
Jeder von uns ist auf seine persönliche Art und Weise wertvoll und darf wertgeschätzt werden.
Eigentlich muss es nur noch ausgesprochen werden.
Danke für das Schmunzeln durch deine Formulierung „Wanderung durch die Buchstaben“!
Jeder Augenblick ist wertvoll und jeder Augenblick ist genau ein einziges Mal! So schön, dass du im Hier und Jetzt bist!!! 😘
LikeGefällt 1 Person