Spuren deiner SELBST

Begegne dem Leben ohne eine bestimmte Erwartungshaltung und du wirst überrascht sein, was du erfahren wirst!

Oft sind es kleine Begegnungen, die dich zum Nachdenken anregen, dich bestätigen oder die dir einfach aufzeigen, das deine Ziele ohne Weiteres umsetzbar sein können.

Heute fällt es mir nicht so leicht, die richtigen Worte zu finden. Immer wieder beginne ich im Geiste den Satz von vorne, lösche die Zeilen und formuliere sie zum wiederholten Male aufs Neue. Das liegt vielleicht an meinen gestrigen Erlebnissen, voller Emotionen und Begegnungen.

Mein Mann genießt gerade ein familienfreies Wochenende mit gleichgesinnten Freunden an der Müritz und ich nutzte den gestrigen Tag, um mit meinen beiden Jüngsten meine Tochter zu besuchen, die sich wieder für kurze Zeit in Deutschland aufhält. Die Jungs freuten sich riesig, als ich ihnen letzte Woche meinen geplanten Kurztrip unterbreitete. Schließlich ist es mittlerweile mehr als achtzehn Monate her, seit sie sich das letzte Mal real begegneten.

Ich genieße es, sie in ihrem Miteinander zu beobachten und bin glücklich, das sie die raren Momente dieser kostbaren, gemeinsamen Zeit bewusst erleben dürfen. Diesen Raum für familiäre Begegnungen möchte ich meinen Lieben ganz bewusst immer wieder zur Verfügung stellen. Was jeder Einzelne letztendlich daraus macht, liegt nicht in meiner Hand. Und dennoch hoffe ich zutiefst, das sie sich alle später an die vielen kleinen Augenblicke zurückerinnern werden und diese auch wertschätzen.

Jeder von uns sollte auf dieser Welt seine persönlichen Spuren hinterlassen. Etwas greifbares, welches liebevoll die Seele berührt.

Neben der vielen Erinnerungen an frühere Zeiten wünschte ich mir dennoch, nur ein einziges Mal die Stimme meiner verstorbenen MUM oder die meines Großvaters zu hören. Wie schön wäre ein klitzekleines Zeichen, ein lieb gemeinter Rat oder eine einzige Antwort auf die Vielzahl meiner offenen Fragen.

Es gibt keine persönlichen Audio-Aufzeichnungen und auch keinerlei persönliche Zeilen, welche ich hören oder lesen darf, um ihnen nahe zu sein. So erfreue ich mich ersatzweise daran, in ihre selbstgestrickten Socken zu schlüpfen und hoffe das sie noch ewig halten werden.Oder ich koche ihre Gerichte nach und lasse mir mit feuchten Augen den Geschmack meiner Kindheit auf der Zunge zergehen.

Nicht jeder von uns ist mit einer künstlerischen Ader geboren worden, doch jeder hat die Möglichkeit seine eigenen, persönlichen Erinnerungen zu erschaffen und diese in irgend einer Form seinen geliebten Herzensmenschen zur Verfügung zu stellen.

Keiner von uns weiß, wann wir das Ende unseres Lebensweges erreichen und aus diesem Grund sind mir Begegnungen mit meinen Lieblingsmenschen sehr wichtig. Keiner von uns soll sich irgendwann mit den Gedanken quälen, die mit den Worten: „Ach, hätte ich doch…“ beginnen.

Wir nutzten für unseren gestrigen Tagesausflug wieder die Deutsche Bahn. Allerdings ließ ich Laptop & Co. auf meinem Schreibtisch zurück, um mein Umfeld bewusst wahrnehmen zu können. Wie oft stürze ich mich während Bahn- oder Flugreisen auf Zeitungsartikel, schließe Lücken mancher noch nicht beendeter Lektüre, welche schon ewig auf meinem Nachtkästchen wartet oder verwandle meine eigene Gedankenwelt in hoffentlich nachvollziehbare Texte.

Anders als sonst, erwartete ich gestern einfach NICHTS. Weder von mir, noch von meinen Kindern. Anfänglich fühlte es sich sehr komisch an – eben irgendwie leer. Dieses Empfinden löste sich allerdings schnell in Luft auf.

Währenddessen sich meine Teenies bei Fahrtantritt direkt auf ihre Tablet´s stürzten, saß ich einfach nur auf meinem Fensterplatz und sah mich um, beobachtete die vorbeiziehenden Landschaftsbilder und ließ die Zeit an mir vorüberziehen.

Wer hätte jemals gedacht, das ich dazu in der Lage sein könnte. Ich kenne mich überwiegend nur in jenem aktiven Zustand. Wenn auch nicht immer körperlich, so haste ich gedanklich fast ständig von A nach B.

In meinem aktuellen Entspannungsmodus störte mich weder die Umleitung des Zuges wegen Unwetterschäden auf dem Streckenabschnitt, noch das Verpassen des Anschlusszug wegen der sich daraus ergebenden Zeitverzögerung. Wir nahmen es als gegeben hin und tauschten die ICE Komfortzone in Sitzplätze der oberen Etage des Regio ein, welche uns total begeisterte.

Dort bemerkte ich später eine etwas ältere Dame, die links von uns saß und immer wieder mit unserer Yorkshire Terrier Hündin liebäugelte.

Wie so oft im Leben kommt man über die Vierbeiner ins Gespräch und ich hatte plötzlich das Gefühl, das es sich hier wieder einmal um eine jener unerklärlichen Begegnungen handelte, die dir das Gefühl geben, das dieser Augenblick eine Art von Bestimmung ist und seinen Sinn erfüllt.

Denn während sie so von ihrem Leben erzählte, welches ich auf etwas um die sechzig Jahre schätzte, fielen mir einige Parallelen auf. Diese nette, lebenslustige, für ihre zweiundachtzig Lebensjahre, verdammt gut aussehende Dame beeindruckte mich sehr mit ihrer positiven und humorvollen Art.

Sie berichtete von ihren drei erwachsenen Kindern, welche auf verschiedenen Kontinenten leben, von ihren entfernt wohnenden Enkeln, ihrer Yogatrainerin und von ihrer zweiten Ehe, welche auch schon die Silberhochzeit hinter sich hatte. Wohlbemerkt handelt es sich in ihrem Falle um denselben Mann, welcher ihr auch schon bei ihrer ersten Eheschließung das Jawort gab. Ihre Geschichte berührte mich sehr, da sie auch gerade zu ihrem einzigen Mädchen fuhr und sich, genauso wie ich, auf einen zeitlich begrenzten Tagesausflug am selben Ort freute.

Diese Dame wird unter anderem viele bezaubernde, selbst genähte Utensilien aus ihrem Lieblingshobby hinterlassen. Als sie erwähnte, das sie über ihr Leben ein Buch schreiben könne und ich sagte, das sie das unbedingt machen sollte, antwortete sie mir das sie dafür keine Zeit übrig hätte. Wie wertvoll wäre doch jede einzelne aufgeschriebene Erinnerung für ihre Familie, denn nur allein dieser mir geschenkte, kleine Auszug aus ihrem Leben hörte sich so unglaublich lebendig und abwechslungsreich an. Ihre Ansichten und Meinungen sollten nicht verloren gehen.

Auf dem Rückweg saßen meine Jungs hinter mir und ich wiederum neben einer älteren Dame, welcher ich zuerst wegen meiner Müdigkeit keine Aufmerksamkeit schenkte. Das bereute ich später, denn wie sich herausstellte, handelte es sich um eine über siebzigjährige Berliner Künstlerin, welche als Kunstlehrerin in Holland unterrichtete und noch immer stark mit ihrem Heimatland verbunden ist, da sie des Öfteren hin und her reist. Die Liebe zu ihren Schülern bewog sie dazu, ihren Ruhestand später anzutreten. Mir schien es, als halte sie ihre Leidenschaft zur Kunst jung und sie wirkte auf mich unglaublich inspirierend.

Die letzte Stunde unserer verspätungsgeplagten Reisezeit verflog bei unserem angeregten Meinungsaustausch zur allgemeinen Weltpolitik, dem Klimawandel und zum Umweltschutz. Sie wird mit Sicherheit einiges hinterlassen, was greifbar ist und in die Tiefe geht.

Diese beiden Unterhaltungen mit den mir eigentlich fremden Damen ging mir unter die Haut. Es handelte sich nicht um die sonst üblichen Smalltalks, die man so kennt, sondern zeigten mir, daß das Leben im Alter durchaus bunt und lebenswert sein kann.

Die Damen bestätigten mich durch ihr Erscheinungsbild und durch ihre offen ausgesprochenen Ansichten darin, das wir nie aufhören sollten, unsere Ziele zu verfolgen, unseren Freigeist zu beflügeln und unseren Körper verantwortungsbewusst zu ernähren und zu pflegen.

Sie regten mich unglaublich zum Nachdenken an und zogen mich heute Morgen an meinen PC, um einen neuen Beitrag für euch zu verfassen.

Es sind nicht die materiellen Werte die uns bereichern, sondern liebevolle Gesten und wertschätzende Äußerungen unserer Wegbegleiter, welche uns bestätigen, stärken und uns in unserer Haut wohl und geborgen fühlen lassen.

Ich grüße euch aus meiner mum and more Welt und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche😆

Solltet ihr künstlerisch orientiert sein, möchte ich euch den folgenden Link meiner weltoffenen und umweltbewussten Reisebegleiterin nicht vorenthalten.

http://www.josjeschroot.nl