Es ist Freitag. Die Utensilien unserer Arbeitswoche sind verstaut und das Wochenende kann beginnen. Mein Mann und ich stehen neben unseren neuen Haustieren, welche vor vier Wochen in unseren Garten einzogen. Die theoretischen Wochen der Vorbereitung liegen hinter mir und nun stecke ich mitten in der Praxis.
Zwei Bienenvölker starten jeden Tag von ihren Fluglöchern und fliegen über unsere drei Meter hohe Hecke, um für ihre Brut Nektar, Pollen und Wasser zu sammeln. Diesen Standort hatte ich bewusst ausgewählt, um Kollisionen zwischen Bienen und Familienmitgliedern zu umgehen. Der Tipp meines Imkerpaten ging auf. Tatsächlich bewegen sich die fleißigen Arbeitsbienen zum Großteil immer wieder auf derselben Flugbahn hin und her. Abflug über die Hecke und über den gleichen Weg zur Landung zurück zum Stock.
Währenddessen wir diesen Flugbetrieb bewunderten, ertönte hinter dieser grünen, straßenseitigen Wand die freundliche Stimme unserer Nachbarin: „Ich wünsche euch einen schönen Feierabend, meine lieben Bienenfreunde!“
Bevor ich meine neuen Hobbypläne in die Tat umsetzte, stellten wir uns häufig die Frage, welche Reaktionen aus unserem Umfeld zu erwarten wären. Werden die Nachbarn diese Aktion begrüßen oder eher ablehnen? Entstehen Bedenken mancher Eltern bezüglich der Tageskinder? Wie werden unsere eigenen Kinder damit umgehen?
Ich freue mich sehr über die durchweg positiven Reaktionen unseres Umfelds und bin sehr dankbar. Das gibt mir ein gutes und entspanntes Gefühl und lässt mich beruhigt meine Wochenendarbeit an den Bienen erledigen. Bei der Zucht von Bienen steht Sanftmut und Ertrag im Vordergrund. Die Sanftmut meiner Bienen kann ich bereits bestätigen. Meine vorsichtigen Durchsichtaktionen auf Schwarmtriebmerkmale ließen meine pelzigen Freundinnen entspannt über sich ergehen. Meine Kinder sehen begeistert in Schutzkleidung dabei zu und mein Mann hat für dieses Thema „Feuer gefangen“. Das freut mich besonders, da wir nun ein weiteres gemeinsames Hobby bedienen dürfen.
Bisher wurde ich nur von einer einzigen Biene gestochen. Aber auch nur aus dem Grund, weil ich die draußen herrschende, kühle Temperatur, sowie auch die Tageszeit nicht beachtete. Uns würde es auch nicht gefallen, wenn jemand das Dach unserer Behausung abhebt und unsere Babys in den kalten Wind hält und sich dabei noch ewig Zeit lässt, weil es ja so aufregend ist, alles ganz genau zu betrachten, zu drehen und zu wenden.
Die Biene muss geschützt werden! Das ist allgemein bekannt und wird durch den heutigen, erstmals ins Leben gerufenen Weltbienentag ins Bewusstsein gebracht.
Erster Weltbienentag – am 20. Mai 2018
Warum habe ich mich unter die Hobbyimker gemischt?
Seit meiner ersten Bienenerfahrung im Kindergartenalter liebe ich diese kleinen Tierchen. Neben der mich stark beeinflussenden Biene-Maja-Kinderserie gab es noch diesen einen Nachbarsjungen, welcher ein leidenschaftlicher Behüter, Beschützer und Sammler von sämtlichen Kleinlebewesen war. Mit ihm begab ich mich oft auf den Weg, um Käfer, Regenwürmer, Schnecken und Spinnen zu sammeln, diese zu betrachten und wieder frei zu lassen. Wir stapften durch die Ufer von stehenden Gewässern, um Kaulquappen einzusammeln und wunderten uns, warum diese nicht allzu lange in unseren Einmachgläsern überlebten. Eine vollständige Entwicklung zu Fröschen wurde sehr selten erreicht.
Dieser Nachbarsjunge zeigte mir, das Bienen eben nicht grundlos stechen. Er sammelte sie vorsichtig von den Blüten ab und ließ sie über seine Finger krabbeln, um sie wieder auf der nächsten Blüte abzusetzen. Ich überwand meine anfängliche Angst, hielt dieses kleine, pelzige Insekt in meiner kleinen Hand und freute mich, das die Panikmache meines Umfeldes unbegründet blieb.
In meinem Leben stachen mich immer nur dann Bienen oder Wespen, wenn sich diese in die Enge gedrängt fühlten, weil sie sich entweder unter meinem Kleid verirrten, als ich mich hinsetzte oder weil ich das plötzliche Kitzeln im Nacken falsch deutete und die Biene beim weg streichen einquetschte.
Solltet ihr einen Bienenstich abkriegen, achtet bitte darauf, den Stachel beim Herausziehen nicht zu quetschen (z. B. mit einer Pinzette), da sich ansonsten die oft anhängende Giftblase völlig in die Haut entleeren und somit Schwellung, inklusive Schmerz verstärken würde. Ein Abstreichen mit dem Fingernagel, Streichholz oder einem ähnlich kantigen Gegenstand, von unten nach oben wäre empfehlenswert. Hausmittel, wie das Auflegen einer durchgeschnittene Zwiebel mindern die auftretende Schwellung und die Schmerzempfindung.
Seit meiner Kindheit erhielten diese kleinen Insekten meine besondere Aufmerksamkeit, wurden beobachtet, vor dem Ertrinken gerettet oder bei Erschöpfungszuständen mit Zuckerwasser gestärkt oder in meiner Hand mit meinem Atem gewärmt. Meine Vorliebe für Honig entwickelte sich erst in den letzten Jahren.
Und seit dem ich weiß, welche Zutaten Honiggläser aus verschiedenen Discountern enthalten, verzichtete ich auf den industriell hergestellten Zuckersirup-Honigmix. Das Geschmackserlebnis von reinem Imkerhonig ist einfach unschlagbar. Um so neugieriger bin ich auf unseren ersten eigenen Honig, welcher bestimmt noch sehr spärlich ausfallen wird, zumal ich unseren Haustieren nicht alles wegnehmen möchte. Die Honigernte soll nicht im Vordergrund stehen. Mal sehen, ob ich meinem Vorsatz treu bleiben werde.
Einige Informationen möchte ich euch an dieser Stelle nicht vorenthalten, welche für die Erhaltung der Gesundheit aller Bienen und Insekten wichtig sind:
- Achtet beim Kauf von Insektiziden (z. B. gegen Blattläuse) auf Bienenverträglichkeit
- Noch wichtiger ist jedoch der Zeitpunkt der Anwendung von Spritzmitteln auf eure Pflanzen. Ab ca. 20.00 Uhr befinden sich alle Bienen auf dem Heimflug. Laue Sommerabende bieten sich für derartige Aktionen an. Erst gestern habe ich das erste Mal erfahren, was es bedeutet, wenn eigene Bienen durch derartige Mittelchen beeinträchtigt werden. Viele meiner Bienen krabbelten im Umkreis von zehn Metern um ihren Bienenstock am Boden herum, wirkten betäubt, flugunfähig und verendeten schließlich.
- Das Auswaschen von Honiggläsern aus dem Supermarkt ist erforderlich, bevor ihr diese im Glascontainer entsorgt. Die Übertragungsgefahr von Bienenkrankheiten durch Fremdhonig wird dadurch minimiert.
- Füttert niemals Bienen mit Fremdhonig, da deren Inhaltsstoffe zu den oben genannten Bienenkrankheiten führen kann. Sie sind jedoch für den Menschen unbedenklich.
- Das Anbringen von Bienenhotels auf Balkon oder im Garten bietet den zu schützenden Wildbienen Unterschlupf und Nistplätze. Weitere Infos erhältst du über http://www.wildbienen.info/
- Achtet bei der Auswahl der Garten- bzw. Balkonbepflanzung auf bienenfreundliche Pflanzenarten. Den ersten Platz belegte bei der kürzlich stattgefundenen Abstimmung zum Bürgerhaushalt unserer Stadt folgender Vorschlag: Kostenlose Bereitstellung von insektenfreundlichen Saatgut für jeden interessierten Bürger unserer Gemeinde. Dadurch können private Gelände mit ökologisch hochwertigen Flächen aufgewertet werden. Spätestens zum nächsten Frühjahr werden auf Nachfrage Saatguttüten (für 10 qm) an Bürger ausgehändigt.
Jeder von uns hat die Möglichkeit seinen eigenen Umweltbeitrag zu leisten, um unsere Nahrungsquellen zu erhalten.
Ohne bestäubende Insekten sähe unsere Welt düster aus…
Ach Klasse!
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