ONLINE Omi und ihre (Bei)Gaben

Heute geht es mir nicht nur um den einfach genialen, fränkischen Kartoffelsalat, welcher für mich eine von Erinnerungen geprägte Beilage ist, sondern um die „Person Oma“ an sich.

Oma ist Vieles!

Oma ist seit über fünfundzwanzig Jahren meine Stiefmutter.

Oma ist die dritte Ehefrau meines Vaters, deren Ehe das erste Vierteljahrhundert überlebt hat. Was bei meinem geliebten Vater schon etwas zu sagen hat. Papa du weißt, wie das gemeint ist und ich glaube das ich eine der Wenigen bin, die das in dieser Form äußern darf.  😉

Für meine erwachsenen Kinder war und ist sie immer noch die Waldoma. Diesen Namen hat sie von ihnen erhalten, als sie die beiden noch klein waren, denn die Ausflüge mit Opa und Oma führten meistens in die Wälder. Daher also diese Bezeichnungen Waldopa und Waldoma.

Für mich als Mutter, war es ein gutes Unterscheidungsmerkmal unter den vielen Opas und Omas, welche sich durch meine Partnerwechsel nun mal ergeben haben. Die Personen mit ihren Vornamen  zu benennen widerstrebt mir heute noch genauso wie damals. Und warum sollen Kinder nicht das Recht auf weitere Omas und Opas erhalten, wenn dies zu ihrer positiven Entwicklung beiträgt?

Und letztendlich bin ich glücklich, das heute all unsere sieben Kinder zu ihr nur noch Oma sagen, denn die beiden Großeltern sind die einzigen, die noch übrig geblieben sind.

Viel zu lange musste ich mich regelmäßig zu dieser Namensgebung und zu unserem Verhältnis rechtfertigen. Heute möchte ich es die Welt wissen lassen, welche liebevolle Person hinter dem, am Ende folgenden, Kartoffelsalat steckt.

Ich kenne sie schon von Baby an. Auch wenn ich mich selbst nicht mehr daran erinnern kann, so weiß ich, das sie mich bereits im Alter von neun Monaten auf ihrem Arm hielt, um mich als Tochter der neuen Nachbarn zu begrüßen.

Wir bezogen damals im Sommer ein Reihenmittelhaus mit nebeneinander liegenden Terrassen, welche nur durch einen kleinen Sichtschutz und Maschendrahtzaun getrennt waren. Als Kind gehörte es für mich zu den schönsten Erlebnissen zu unserer „Tante Inge“ gehen zu dürfen, um dort mal wieder mit den einzigartigen Spielsachen im Hobbyraum spielen zu dürfen, mich zu verkleiden oder wieder einmal ein kleines Geschenk mit nach Hause zu nehmen, welches sie mir lächelnd reichte. Ihre liebe Art hat sie bis heute nicht verloren und ich schätze es an ihr, das sie sich ihr kindliches Wesen von Niemanden ausreden lässt. Denn genau das macht sie aus!

Tief in ihrem Inneren ist sie ein Kind geblieben. Jenes Kind, welches ihre Begeisterung für schöne Dinge am Leben erhält. Sie hat das sich Freuen nicht verlernt.

Ihre Begeisterung für Spiele und Kommunikation hat es ihr ermöglicht, nicht nur mit einem Smartphone zu telefonieren, sondern auch per WhatsApp zu kommunizieren oder Instagram zu bedienen, im Internet zu surfen und so immer auf dem Laufenden zu sein.

Sie muss sich nicht ständig mit unserer Politik oder wissenschaftliche Weltanschauungen beschäftigen. Damit beschäftigen sich schon viele andere. Sie (79-c-Jahre alt) geht seit vielen Jahren, immer noch begeistert, in den wöchentlichen Englischkurs. Sie ist noch eine der wenigen Menschen, die am Leben anderer teilnimmt. Was wir oft als nervend empfinden, ist in der heutigen Zeit ein seltenes Gut. Interesse am Leben der anderen zu bekunden. Kein aufgesetztes, sondern echtes Interesse.

Sie liebt alle Lebewesen dieser Erde. Insekten werden von ihr hinaus getragen, Pflanzen werden nach ihrem Wohlergehen gefragt und die eigenen oder befreundeten Vierbeiner herzlichst verwöhnt. Sie ist eine sehr fürsorgliche Mutter und macht sich immer Gedanken, was andere Menschen meinen oder sagen könnten. Sie möchte nur eines. Geliebt und anerkannt werden. Und wenn sie nur einen Bruchteil von dem was sie in ihrem Leben an Liebe verteilt hat, zurück bekäme, könnte man in zwei strahlende, sternenklare Augen blicken.

Jenes Strahlen, welches ich damals in ihrem Blick erkannte, als sie gerade mit meinem Vater in ihr neues Zuhause eingezogen ist. Er hat sie schweben lassen, sie getragen, sie aufgebaut und sie glücklich gemacht.

Das dieser anfänglicher Zustand nicht ewig anhält, haben wir mittlerweile alle erfahren müssen, jedoch können wir uns diese Momente der Erinnerungen, wann immer wir wollen, ins Gedächtnis zurückrufen. Gemeinsam an einem schönen Ort sitzend, sich tief in die Augen blickend, die Unterhaltung mit: „Weißt du noch? Damals…“ beginnen und sich lächelnd auf den Weg der süßen Momente begeben.

Sie ist die Frau, welche immer ihr offenes Ohr für meine Mama anbot, als mein Vater sich von  ihr trennte. Sie war nicht der Grund für dieses Auseinanderrennen. Sie war damals mit meiner Mutter befreundet. Sie hatte in der schweren Zeit versucht, irgendwie für uns da zu sein.

Erst viele Jahre später erkannten „Waldopa und Waldoma“ ihre  Zuneigung füreinander, denn manchmal winkt das Glück von nebenan, welches durch den Bund der Ehe besiegelt wurde. Mein Vater sagte einmal zu mir. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig! Kein „gschlampertes“ Verhältnis!“

Sie ist meine Freundin. Und ich bin sehr glücklich, das sie zu meinem Leben gehört. Sie bereichert uns mit ihrer Art von Humor. Wir dürfen das nicht immer als gegeben hinnehmen, sondern sollten es schätzen. Denn jeder, der sie weniger ernst nimmt, sollte sich daran zurück erinnern, was sie bereit war zu schenken. Sie hat immer wieder ihre Herzenstürchen geöffnet. Es liegt an jedem selbst –  hineinzugehen…

Das nun folgende Rezept möchte ich euch mit ihrem Einverständnis zur Verfügung stellen. Für einige ist es bestimmt ein ganz normaler fränkischer Kartoffelsalat.

Für mich ist es DER Kartoffelsalat, welcher zu ihr und zu dem Leben mit ihr gehört. Ich kann mich an keine Feier oder keinen Besuch erinnern, an dem diese leckere Beilage fehlte. Und nur sie kriegt ihn so glänzend hin, wie auf dem Foto.

Am Tag unserer Abreise vor wenigen Tagen, durfte ich wieder kräftig zugreifen. Ich kämpfe immer noch an dem mir zugefügtem Osterspeck. Aber das ist völlig gleich.

Danke das es DICH und deinen Kartoffelsalat gibt!

Ich drück dich aus der Ferne und bin so happy, das du eine „ONLINE OMI“ bist, welche jetzt auch mit unseren jüngsten Söhnen texten kann….

Zutatenliste:

  • 1,5 kg festkochende Kartoffeln
  • 150 g Speck (der weiße Schweinespeck)
  • 1 mittelgroße Zwiebel
  • 1/4 l Suppenbrühe (Gefro)
  • 2 EL Essig

Salz, Pfeffer, etwas Salatöl

Die Kartoffeln etwa 15 bis 20 Minuten kochen. Solange sie noch warm sind, schälen und in Scheiben schneiden.

Suppenbrühe erhitzen und Essig hinzufügen und dies unter die warmen Kartoffeln mischen.

Den Speck in kleine Würfel schneien und in einer Pfanne auslassen, bis diese goldbraun sind. Fett abgießen. Zwiebel fein schneiden.

Speck, Zwiebeln und Salatöl zu den Kartoffeln geben und mischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Passt super zum nächsten Grillfest!