Tag 7: Mich hat´s erwischt – Diagnose „Digital-Virus“

Kaum eine Woche ist seit meiner ersten Veröffentlichung vergangen und ich stelle an mir ein gewisses Suchtverhalten fest. Was ist nur los mit mir? Täglich ertappe ich mich dabei, wie ich Statistiken meines Blogs abrufe, auf Facebook, Instagram und Twitter, dessen System ich erst noch verstehen muss, meine likes und follower zähle. Wie ich mein Profil auf LinkdIn vervollständige und in meiner eigenen Welt lebe, weil mir ständig gefühlte 20 Beitragsideen gleichzeitig durch den Kopf schießen. Das vorsichtige Anklopfen meiner inneren Stimme wird von mir regelmäßig abgewimmelt, bis diese mich letztendlich anbrüllt:

„Du hast auch noch andere Aufgaben zu erledigen, als dir die Nächte mit dem Schreiben deiner Texte, Bearbeiten von Fotos, Einrichten von Community Facebook Seiten und dem Sortieren deiner Brainstormings um die Ohren zu schlagen!“

Was hat mir mein Ältester geraten? Es sollten schon zwei bis drei Beiträge pro Woche erscheinen. Gut. Hieße für mich im Klartext, das auf meiner Festplatte mindestens fünf Artikel zum download bereitstehen müssen, um auftretende Engpässe zu überbrücken.

Davon bin ich weit entfernt, aber das wird schon! Ideen habe ich viele, ein Hobby soll es sein und die Sache mit dem Spaß darf auch bei mir im Vordergrund stehen.

Warum arten viele meiner Aktivitäten immer gleich derart aus? Hat irgendjemand oder irgendetwas meine Begeisterung geweckt, dann ziehe ich es durch. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ehrgeiz ist etwas Wunderbares, jedoch in manchen Lebenslagen keine so entgegenkommende Eigenschaft. Zurückblickend habe ich mir mit diesem Charakterzug so manche Tür selbst vor der Nase zugeschlagen.

Nun gut. Zumindest liege ich nicht mehr kurz nach 21.00 Uhr schlafend auf meinem Sofa. Und ich spüre eine innerliche Zufriedenheit und dieses Glücksgefühl, wieder etwas Neues zu Schaffen und auf die Beine zu stellen.

So müssen sich meine Männer fühlen, wenn sie sich ohne jegliches Zeitgefühl durch ihre Tablets-, PS4- oder Nintendo-Welten kämpfen.

Mein Mann und ich sind uns einig, das wir unseren Jungs einen kontrollierten Umgang mit der digitalen Welt ermöglichen möchten, fühlen uns jedoch meist als wandelnde Bremsklötze und Spielverderber. Und ernten so gut wie immer verständnislose Blicke und genervt klingende Laute, während sie missmutig den Raum verlassen, um sich in ihrem Zimmer über die Anweisungen ihrer Erzeuger aufzuregen. Die konsequente Umsetzung, der von mir erstellten Wochenpläne, mit eigens eingerichteten „Technikzeiten“ lässt zu Wünschen übrig. Die Einhaltung der dort festgelegten Spielräume fürs „Zocken“ erfordern für beide Parteien einen unglaublichen Energieaufwand. Es wird so gut wie immer über neue Konstellationen diskutiert.

„Mama, heute ist mein Freundetag! Dann könnte doch mein Kumpel jetzt schon mit mir FIFA 18 spielen. Ich könnte doch meine 45 Minuten vom Donnerstag vorziehen – oder?“

Meistens stimme ich dem Vorschlag zu, obwohl ich genau weiß, das er übermorgen alles einsetzen wird, um irgendwie noch einmal seine eigene Dreiviertelstunde für andere digitale Medien zu nutzen. Wo bleibt meine Konsequenz? Ganz ehrlich? Diese hat sich wohl versteckt! Damit ich mich kurzzeitig meiner eigenen Freizeitwünsche widmen kann.

Wie würde ich reagieren, wenn mir jemand zum aktuellen Zeitpunkt vorschreiben würde, das ich jetzt nur ein gewisses Zeitfenster hätte, um meinem neuem Hobby, dem Schreiben, nachzugehen? Not amused! Mein vollgepackter Alltag ist es, der mir meine Grenzen aufzeigt. Und das ist meine Realität, welche ich hinnehmen muss.

Und so sehr ich die Reaktionen meiner Kinder nachempfinden kann – das ist eben der nicht unbedeutende Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern. Unsere aufgestellten Regeln haben einen Sinn, auch wenn unsere Kinder das anders betrachten.

Denn damit unterstützen wir sie, sich Stück, für Stück, in der Welt da draußen zurechtzufinden. Jede Grenze, die wir setzen gibt auch ein Stück Sicherheit.

Gerate ich wieder einmal ins wanken durch meine Inkonsequenz, bekomme ich bald die Rechnung serviert mit der nächsten Diskussion. Es könnte doch dieses Mal klappen….😉