…Haben Sie noch einen Wunsch? Ein kurzer Blick zu meiner Freundin – der Blick auf die Uhr. Wirklich? Schon 23.30 Uhr? Unglaublich! Die Zeit ist wieder gerannt. Wir haben doch nur einige Themen angerissen! Ja – die Rechnung bitte…
Es war einer der Abende, an dem du überhaupt kein Zeitgefühl hast, du gar nichts um dich herum mitbekommst, in deinem Kopf gefühlte zwanzig Themen unbearbeitet bleiben, obwohl du dich nicht an einen einzigen Moment Funkstille erinnern kannst. Frauengespräche sind etwas Wunderbares. Der weitläufige Vergleich… „wie Hühner auf der Stange“…welchen unsere Männer oftmals anbringen, finde ich absolut zutreffend. Und genau das liebe ich: Gemeinsame Mädelsabende – Schnattern bis zum Umfallen!
An diesem Abend war jedoch nach 3 1/2 Stunden „Schluss mit lustig“. Ich hatte bei der Auswahl des Restaurants die Öffnungszeiten, der heute zutreffenden Wochenmitte vergessen. Und der Blick um uns herum bestätigte, das wir tatsächlich die letzten Gäste waren und die Angestellten bereits etwas genervt die Bar säuberten. Ich trank den, wegen meiner Halsschmerzen, bestellten Grog leer, bezahlte und verabschiedete mich vor dem Lokal von meiner früheren Arbeitskollegin.
Schon beim Verlassen des Eingangsbereiches bemerkte ich den langsam, an mir, vorbei fahrenden Streifenwagen der Polizei. Aufgewühlt und glücklich überquerte ich die Strasse und lief den kurzen, aber dunklen Weg zu meinem Fahrzeug. Mit einem behüteten Gefühl stieg ich in mein Auto und fuhr los. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel bestätigte meine Hoffnung, das ich nicht von den lieben Beamten des öffentlichen Dienstes verfolgt werde. Und schon gleich wandte ich mich gedanklich von evtl. existierenden Parkverbotsschildern ab und beschäftigte mich wieder mit den, bis eben, geführten Gesprächsinhalten.
Jetzt ist es an der Zeit zu erwähnen, das ich leider zu den emotionalen Autofahrerinnen gehöre. Wälze ich Problemsituationen in meinem Kopf hin und her, kann es passieren, das ich die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit unterschreite. Bin ich wütend oder glücklich, wie an diesem Abend, entwickelt sich mein Fahrstil ins genaue Gegenteil. Mein Gefühlszustand beschreibe ich in jenem Moment als positiv aufgewühlt bis energiegeladen. Erst als ich hinter mir das Blaulicht mit dem rot blinkenden STOP- Befehl bemerkte, schossen mir all‘ meine Todsünden im Straßenverkehr durch den Kopf.
Erst kürzlich beglich ich den hochdotierten Strafzettel mit Punkt für meine Sammlung, wegen überhöhter Geschwindigkeit. Ein weiterer Punkt würde für mich den einmonatigen Führerscheinentzug bedeuten. Der Tacho meines Wagens zeigte 80 km/h an, bevor ich auf das Bremspedal trat. Ich befand mich noch in der geschlossenen Ortschaft. Gedanklich fluchend beobachtete ich den, rechts vor mir, einscherenden Einsatzwagen und folgte diesem bis zur nächsten Parkbucht.
So ein Mist, dachte ich beim Öffnen der Fensterscheibe meiner Fahrerseite. Verängstigt fiel mir neben der überschrittenen Geschwindigkeit auch noch das zuletzt eingenommene Getränk ein. Und noch während ich zittrig überlegte, wie ich mich denn nun wieder aus dieser prekären Situation heraus mogeln könnte, hörte ich den jungen Beamten schon „berlinern“ „Sind’wa wohl ’n bisschen schnell unterwechs – wa?“ Seine Kollegin vervollständigte das Gespräch mit „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte! Haben Sie vor Fahrtantritt alkoholische Getränke zu sich genommen?“ Mist, Mist, Mist! Oh man – was mach ich nur?, dachte ich bei mir und dann hörte ich mich auch schon sagen:
„Ja. Ich hatte eine Fischsuppe und ein Wasser. Und zum Schluss habe ich einen Grog getrunken.“ Der Beamte fragte mit großen Augen: „Einen Grog?… “ Kurze Pause – ..“dann möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, das wir sie jetzt auffordern, in unseren Alkomat zu pusten. Sollten Sie sich weigern, müssten wir Sie auf die Wache zur Blutuntersuchung mitnehmen….“
Natürlich werde ich das mitmachen müssen. Ich werde einfach ganz leicht pusten, das klappt schon, dachte ich bei mir, während ich hinein blies. Das erleben die Beamten bestimmt tausendmal. Sofort kam die streng lautende Anweisung der Polizistin, das ich stark hinein pusten muss! Oh weh! Ich sah meine Pappe schon im Stapel gleichgesinnter Verkehrssünder auf mich warten.
Doch überraschender Weise hörte ich die Beamtin, nach Auswertung, sagen: „Ich weiß ja nicht, was Sie da getrunken haben. An Ihrer Stelle würde ich mal ein Wörtchen mit dem Lokalbesitzer wechseln. Ein Grog war das jedenfalls nicht. Da hat er Ihnen irgendwas anderes angeboten. Der Alkomat zeigt 0,0 Promille an.“
Jedoch endet es hier noch nicht. Moni meinte es mal wieder besonders gut mit ihrer Plauderei. Ich musste unbedingt noch die Frage loswerden, was denn nun mit meiner überhöhten Geschwindigkeit sei? Und setzte, wie folgt, nach: „Ich war doch zu schnell! Und hab gerade deswegen erst einen Strafzettel bezahlt. Passiert mir jetzt dieses Mal hier gar nichts?“ Gleichzeitig habe ich mir gedanklich den Vogel gezeigt. Wie bescheuert bist du eigentlich?, hörte ich meine innere Stimme schreien.
Der Beamte fügte schmunzelnd hinzu, das der Strafzettel wohl nicht wirklich etwas zur Veränderung meiner Fahrweise beigetragen hätte und das er mir gerne auch noch eine Verwarnung ausstellen könne, wenn ich darauf bestünde. Ich lehnte zügig ab und verabschiedete mich höflich. In gemäßigtem, angepassten Tempo begab ich mich auf den letzten Rest des Weges.
Jetzt erst bemerkte ich zitternd mein rasendes Herzklopfen und den an mir ausgebrochenen Angstschweiß. Ob dieses Mal der gewünschte Lerneffekt erzielt wird? Ich hoffe es! Der Schreck war jedenfalls sehr groß und die Freude darüber, das mein Getränk wohl nur ein Grog „light“ gewesen sein muss, ebenfalls. Die Beschwerde beim Restaurantchef werde ich mir ebenfalls klemmen. Schließlich hatte mich genau dieser Fake an diesem Abend gerettet!
Ein sehr schöner Eintrag! Ich kann mir das alles richtig vorstellen!!😅 aber 80 ist schon heavy 🤔🙂
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Ja 😕, nicht gerade vorbildlich. Zumindest war um diese Uhrzeit weit und breit keiner mehr unterwegs… außer die freundlichen Beamten….😉
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